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E-Stories
Oktober 2004 Eine Reise zum Brenner Harald Irmer
Reisen

Schon lange habe ich mich mit dem Gedanken getragen, eine Reise über die Karwendelbahn und die Brennerbahn zum Bahnhof Brenner an der italienischen Grenze zu unternehmen. Natürlich nicht ohne den Hintergrund dort auch die Züge und Lokomotiven zu fotografieren. Über die Karwendelbahn bin ich zwar schon das eine oder andere Mal mitgefahren - auch bei Nostalgiefahrten von der ÖBB - aber die Strecke zum Brenner kannte ich bisher nur vom Auto aus. Da mein ebenso begeisterter Eisenbahnfreund Reinhard beide Strecken noch nie bereist hat, war der Grund für eine solche Fahrt und mit dem 07.10.2004 auch der Termin schnell gefunden. In aller Frühe wurde dann (zu unserer Schande nicht ganz standesgemäß) die Entfernung von Oberfranken nach Scharnitz zum dt./österr. Grenzbahnhof mit dem PKW überwunden. Beim kurzen Zwischenhalt in Garmisch-Partenkirchen entdeckten wir die ehem. Tallokomotive der Zugspitzbahn (r.) auf dem Denkmalsockel.

Ab Scharnitz wollten wir die herrliche Landschaft sowie die zum größten Teil atemberaubende Streckenführung vor allem die der Karwendelbahn genießen. Unterstrichen wurde dies sogar noch durch herrlichstes Spätsommerwetter.

Die knapp einstündige Fahrt mit dem RE - aus München kommend und bespannt mit einer 111 - über die Karwendelbahn verging viel zu schnell. Bei dieser Streckenführung über Schluchten und Steilhänge ist eine Reise über diese Bahn auch in unseren Tagen noch immer ein Erlebnis. Unseren Respekt gilt auch heute noch den wagemutigen Erbauern! In Innsbruck Hbf konnten wir sofort mit dem verspätet aus München ankommenden EuroCity 81 nach Verona Porta Nouva bis Brennero (ital. Grenze) weiterfahren. Zuglok war die 1016 048.

Im Bahnhof Brennero angekommen haben wir uns erst einmal mit den italienischen E-Loks "vertraut" gemacht. Viele für uns Nordlichter ungewohnte und unbekannte Lokomotivbaureihen konnten entdeckt werden. Wie z.B. die E 405 die teilweise in Doppeltraktion die Güterzüge führen. Diese noch junge Baureihe aus dem Jahr 2003 (es ziert jede Lok an der Seite ein Fabrikschild mit Hersteller und Baujahr) hat scheinbar den Loks der Reihe E652, die vor wenigen Jahren noch mehr anzutreffen waren den Rang im Gebirgsdienst abgelaufen. Die Reisezüge werden u.a. mit der Reihe E402 bespannt.

E402 178 mit EC 81 nach Verona Porta Nouva (l.) und abgestellte E405 neben E652 in Brennero (r.)

E405 019 und E405 vor Güterzug des kombinierten Verkehrs (l.) und Einfahrt des EC 88 aus Rom in Brennero mit E402 (l.)

Da die Zugloks wegen den unterschiedlichen Stromsystemen jeweils in den anderen Bahnhofsteil "Bügel ab" hineinrollen müssen, können sie von dort aus eigener Kraft nicht mehr in Ihren Systembereich zurückfahren und müssen dann die Hilfe der anderen Bahngesellschaft in Anspruch nehmen. Österreichische und deutsche Loks werden in der Regel von einer FS-Diesellok zurückgebracht und die italienischen Loks werden von gerade wartenden Elloks der ÖBB oder DB abgeholt und nach Italien zurückgestoßen.

Die 1016 048 zieht die E402 vom Zug ab und drückt sie nach Italien (l.) und wird von FS-Diesellok nach Österreich zurückgedrückt (r.)
Als Regionalzüge verkehren nach Innsbruck wendezugfähige 1144 mit 3 Wagen ab Tronco Nord (Stumpfgleis) sowie Richtung Bozen die Reihe E 464 (Triebwagen) ab Tronco Sud.

Die 1144 219 mit Regionalzug 5214 nach Innsbruck Hbf (l.) und die E464.031 mit Regionalzug in Brennero (r.)

Weiter waren für kommende Aufgaben mehrere Loks der Reihe E 405 abgestellt. Für welche Zugleistung die E 645 043 aus dem Jahr 1964 vorgesehen war, konnte leider nicht ermittelt werden.

E645.043 im Bhf.Brennero (l.) und E405 026, E405 029 sowie E 645 043 im Bhf. Brennero (r.)

Auf österr. Seite konnten auch noch einige Lokbaureihen entdeckt werden. Die Dispolok ES64U2 036 abgestellt vor der 185 538 der TX-Logistik mit Ihrem markanten silbernen Anstrich.
Auch die 1116 189 als Schlußlok der Rollenden Landstraße (RoLa) in der LKW-Verladeanlage (leider ließ die Auslastung der Züge mit LKW´s an diesem Tag in beide Richtungen sehr zu wünschen übrig. Ob sich ein Zug mit höchstens "eins bis drei" Lastwagen rechnet?).

1116 189 sowie ES64 U2 036 und 185 538 in Brennero

Auch die ES64U2 036 wurde von Ihrem Lokführer an den aus Italien angekommenen Leerzug angekuppelt. Diesen Zug trafen wir später kurz vor dem Haltepunkt St.Jodok bei der Ausfahrt aus dem St.Jodok-Tunnel nochmals an, nachdem wir unseren Fotostandort dorthin verlegt hatten.

ES64U2 036 (l.) wird in Brennero vom Lokführer zur Fahrt ins Tal angekuppelt. Etwas später konnte die gleiche Lok mit dem Leerzug bei der Talausfahrt in St.Jodok gesichtet werden (r.).

Eine kleine Andekdote noch dazu:
Unser reichhaltiges und öffentliches Fotografieren ist dem Personal im Bahnhof Brennero allem Anschein nach nicht verborgen geblieben. Es war auch nicht beabsichtigt. Vielleicht hat es jemanden aber so gestört, dass wir, wie wir im Nachhinein erfahren haben, schon einige Zeit beobachtet wurden. Im Regionalzug zwischen Brennero und Haltestelle Brennersee wurden wir dann von einem "Herrn in Zivil" angesprochen und nach unseren Ausweisen gefragt. Die österreichische Gendarmerie hatte sich also für uns interessiert und wollte darüber hinaus eine plausible Erklärung, warum wir an der Grenze so angeregt alles Mögliche fotografiert haben? Da wir nur harmlose Eisenbahnfans sind und uns nur für die Loks und die Betriebsabläufe interessierten und nicht im Geringsten unlautere Absichten hatten, haben uns diese Kontrolle schon etwas verwundert. Auf die Frage von uns, ob wir mit unserem Tun gegen ein geltendes Verbot verstoßen haben, musste der Herr in Zivil dann aber doch verneinen. So konnten wir unsere Fahrt ab Brennersee doch noch ohne "Begleitung" weiter fortsetzen.

In St. Jodok im Valser Tal haben wir dann noch den einen oder anderen Zug "erlegt".


1144 213 vor DB-182 mit GZ nach Brennero (l.) und 139 122 als Schublok einer Rola nach Brennero (r.)


Die 1116 157 (l.) vor EC 82 nach München sowie die 1044 123 (orange) als Schub vor GZ nach Brennero (r.)

Wie wir uns so umschauen, kommen auf einmal ein paar Männer aus dem St.Jodok-Tunnel talwärts gelaufen. Auf unser fragen, wurde uns erklärt, dass man "Mobil" die Gleise per Ultraschall untersucht (frei nach dem Motto: "warst noch nie im Spittal ?")

Danach kam uns auch einer der bekannten und von uns ersehnten Lokzüge entgegen. Leider war unser Fotostandort nicht unbedingt ideal. Die Züge waren vom Berg her nur zu hören und erst am Tunnelmund zu sehen. Immerhin waren es aber doch 5 Loks der Reihen 1044 und 1144.

Mobiles Ultaschallkomando (l.) und ein fünfach Lokzug nach Innsbruck bei St.Jodok.

Später konnte dann auch noch eine Doppeltraktion mit ES64U2 019 und einem weiteren Dispolok-Taurus mit einem Güterzug des kombinierten Verkehrs und der Schublokunterstützung in Form einer 1144er aufgenommen werden. Über den Ort hinweg kann man den Zug hinter dem Kirchturm auf der berühmten St. Jodoker-Kurve weiter bergauf fahrend sehen.

ES64U2 019 vor einer Schwesterlok mit einem Güterzug des Kombiverkehrs bei der Durchfahrt durch St. Jodok (l.) und Nachschuß des GZ mit der Kirche von St.Jodok (r.)

In Innsbruck haben wir dann noch kurz einen Abstecher in die Zugförderungsanlagen gemacht. Zu unserem Erstaunen fanden wir im schönsten Fotolicht die hier beheimatete und bestens gepflegte Nostalgielok 1020.44 im Freien abgestellt.

Die Museumslok 1020.44 in der Zfl Innsbruck. Auch die 1044 123 in älterer orangener Lackierung sowie die 1042 045 in älterer Bauform und Lackierung konnten im herrlichsten Licht angetroffen werden. Welchen Zug die 1042er zu bespannen hatte, blieb uns auch hier verborgen. Aber in Innsbruck ist diese Baureihe heute nicht mehr oft anzutreffen.

1042 045 (l.) und 1044 123 (r.) in der Zf. Innsbruck Hbf

Auf der Rückfahrt mit dem Münchener RE und einer 111 hat sich dann noch mal ein letzter Blick in das Inntal ermöglicht. Der Zug hat kurz vor der Martinswand bereits ganz schön an Höhe gewonnen.

Blick Richtung Innsbruck (Martinswand) aus dem RE nach München





Text und Bilder: Harald Irmer