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Juli 2018 230/240 um Oselin (KBS 170) Markus Lohneisen
Reisen

Oder: Laminate im Mies-Tal

Meinen fotografischen Focus auf die Strecke 170 Cheb - Plzen - Praha richtete ich mit dem Ende des Dieselbetriebes im Egertal. Man arbeitete sich bis zum Beginn der Sanierung dieses Korridor bis Stribro vor. Auch nach Abschluß dieser Arbeiten fand ich an etlichen neu geschaffenen Motiven gefallen, obwohl längst Najbrt eingezogen war. Die Laminate der Reihe 230/240 waren in jener Periode stets Zufallsprodukt und damit eher selten vor die Kamera gefahren.

Mit dem abgerutschten Bahndamm bei Hajek (KBS 140, Cheb - Karlovy Vary - Chomutov), einhergehender längerer Sperrpause damit und Umleitung dortiger Züge, sollte doch etwas mehr Güterverkehr mit Laminat-Bespannung durchs Mies-Tal stattfinden.

So fuhr Freund Achim mit mir am Sonntag, 1.Juli 2018 zeitig in der Frühe vom Dorf hinaus.

Mit 3°C war es regional ganz schön schattig geworden. Bei Ankunft um kurz nach 6.00 Uhr im ersten Motiv war die Jacke beste Wahl. So gingen wir frisch ans Werk und stiefelten den Bahndamm auf Höhe Posten 306 bei Oselin entlang. Doch die Warterei am Sonntag früh brachte die Erkenntnis: das ist bzw. wird zäh mit Laminaten... Man hat einen ca.-Streckenfahrplan mit Zugnummern und Fahrzeiten bzw. Verkehrstagen. Doch die Realität damit war anders. Zufall an jenem Sonntag? Oder schon das berüchtigte Heraufkommen der üblichen Sommerflaute in Böhmen und Mähren und damit verbundenen Zugausfällen?

Zwei blaue Laminate fuhren mit Vollkohle aus der verkehrten Richtung an. Es blieb nur der flehende Blick dem Zug hinterher.

Ein gewisser Beifang im Rahmen von 362, 681 und 844 gelang zwar, aber zündend war es nicht.

Gegen Mittag wechselten wir auf Pavlovice und fanden an bekannter und schon mehrfach besessener Fotostelle noch einen Tschechen vor. Auch da verhalf das Verbraten von freier Zeit nicht zum Erfolg in Sachen Laminate.


Dennoch: Die Variante 2018 war schön ausgeleuchtet im Kasten. Ein Rx Cheb - Praha mit 362 114 überquert die Mies kurz vor Pavlovice. Man beachte das Gebäude!


Hier eine Archivaufnahme vom 2.August 2016. Da dachte man der halb verfallene Anbau wird irgend wann doch platt gemacht.


Den Mittags-Pendolino nach Frantizkovy Lazne nahmen wir zum Schluß des Besuches mit.

Obwohl die Wolken uns ganztägig nicht ärgerten, brachen wir den Besuch hier ab ob Achims mauer Prognose, bzw. Sichtungserfahrungen der letzten Zeit zum Samstag-abendlichen Güterverkehr mit 230/240 Fahrtrichtung Cheb.

Der Sonntag war also eher für die Katz im Fotoarchiv geworden. Derlei gab es die letzten fünf Jahre da unten immer wieder fürs Magazin und die Festplatte.
Doch brachte das Gesehene wieder mal den neuerlichen Besuchszwang hervor...

So war ich am Dienstag 3.Juli bereits schon wieder auf Achse.

Diesmal mit Abfahrt daheim um 3.57 Uhr und immerhin bei 5°C!


Fotohalt auf Höhe Rügersgrün mit Blick zur Burg Thierstein.

Um 5.05 Uhr kollerte ich am Bahnhof Oselin aus dem PKW und schlug mich wacker am Bahndamm und auf neben der Strecke liegenden Trampelpfaden zum Motiv vom Sonntag zuvor durch.

Nach Ankunft 5.30 Uhr ging das Warten los. Um 6.10 Uhr trat das Licht ins Motiv. Die Nervosität stieg und stieg.

Das angestrengte Hören in Richtung Oselin ob heran nahenden Zuges verwandelte das Rauschen der Mies in erhoffte Geräusche. Eine akustische Fata Morgana!

Und dann doch, ein Zug näherte sich eindeutig dem abgelegenen Geschehen! Das jammern einer alten Wechselstromellok stimmte dem Vorgang mit ein.


Befreiungsschlag am Posten 306 um 7.05 Uhr!

230 036 als eine der ganz wenigen halbwegs altfarbenen Budejovicker Laminate arbeitete sich mit einer Leerkohle das Mies-Tal hinauf gen Cheb und Nove Sedlo. Besser konnte es nicht werden! Das Sonnenlicht noch genau so seitlich, das das runde Sims des oberen Fensters noch nicht von Schatten betroffen ist.

Da hätte man schon Sektkorken knallen lassen können.
2013 saß man hier am Posten 306 schon mal an. Und fünf Jahre lang verdrängte man dies Bild auf dem berüchtigten Schmierzettel seinerzeitiger Motive-Bewirtschaftung. Vergessen wird nichts! Jetzt ist Zahltag!
Und das Licht braucht bis ca. 8.30 Uhr, das es genau in die 90° seitlicher Ausleuchtung fällt und die Farben damit beginnen grau zu werden.


Um 8.30 Uhr gab es sogar die Wunscherfüllung für den eher momentan aktuell dreinschauenden Planverkehr der Reihen 230/240: CDC-blau im Doppelpack!

(Manchen wird auffallen das der am seitlichen Anbau 2013 durch eine vogtländische Einmann-Firma angebrachte Putz komplett abgefallen ist... Die Ziegel liegen wieder offen).


Bei all der Warterei am Posten 306 war genug Zeit in die frei liegenden Hänge drum herum zu schauen. Denn was man von einem Punkt aus sieht, ist auch umgedreht verwendbar. Ob verwert- und umsetzbar zeigt sich bei deren Begehung.


Und das war hier mit dem südlich gen Plzen fahrenden Schnellzug schon ein Testlauf. Die da rechts im Bild stehenden, und noch einige weitere Bäume, sind bereits gezeichnet und dürften ab dem nächsten Herbst fallen und diese Fotostelle gar perfektionieren. Also vormerken! Falls dann nicht schon neu angelieferte Vectronen bei CDC das Regiment im Güterverkehr an der Mies übernommen haben.

Einen altbekannten Punkt am Posten 306 hatte ich noch. Gut zwei Stunden war hier mit Warten verbracht, und derweil noch ein mit Laminat doppelt bespannter Kohle- und ein weiterer Güterzug mit Solo-230 gen Cheb vorbei kamen.
Im Gegensatz zum Sonntag lief es also ganz gut.

Nach dem Rx mit 362 127 wanderte ich zufrieden bis zur Flußbrücke auf halben Wege gen Bahnhof Oselin, zurück und schlug mich den steilen Hang empor.


Nach ca. 40 Minuten des in der Sonne Bratens trabte der 60201 planmäßig an. Über den Loks der zuvor genannte Trampelpfad hinaus in Richtung Posten 306 und weiter nach Pavlovice.


Eine weitere inspizierte Hang-Stelle in diesem weiten Talkessel. Fußläufig auf einem Waldwirtschaftsweg in keinen 10 Minuten vom vorherigen Motiv erreichbar. Jedoch auch hier ein für ergraute Herren ziemlich ! anstrengender Anstieg durch den steilen Fichtenwald empor. Gute Fitness ist angeraten!

Das Licht war noch nicht weit genug herum. Doch 230 036 mit Leerholz macht trotzdem eine gute Figur. Diese Stelle lässt sich problemlos selbst Ende November im Winterlicht umsetzen.

Zahlreiche Heimfahrten von der Prager Börse haben stets den verträumten Blick vom Abteilfenster hinaus an den Hängen links und rechts der Strecke streifen lassen und eben so manchen Bilderwunsch erzeugt.

Der Weg rück zu in Richtung Oselin führte dann direkt über den Tunnel am Bahnhof und dem dort gelegen alten Posten-Haus. Mit der Karre setzte ich nach Pavlovice um. Der Tag sollte hier gar ruhig ausklingen.


Manch einer mag sich an dem Funkmast stören. Man bedenke: 2018 und Najbrt-II wird es nicht mit einer Umgebung einer CSD 1990 als Wunschsituation geben.

Der Wunsch bleibt hier eher auf nochmals drei Stunden ansitzen und ein Laminat zu verewigen. Von den Lichtständen her ist es aber eher kritisch. Planmäßig in dem gewünschten Zeitfenster kommt hier eben nicht unbedingt die Reihe 230/240 vorbei.


Pavlovice Bahnhof, Westseite. Altbekannt die Fotostelle. Und altbekannt 230 036, die mir an diesem Tage nun schon das dritte Mal vors Objektiv rollte.

Welcher Zug es war ist im Fahrplan nicht ersichtlich gewesen. Der 62630 hat ja doppelte Bespannung. Da noch Zeit und Licht war, die Sonne auch im Juli in dem engen und tiefen Tal wandert,...


...wurde im Bahnhof Pavlovice Stellung bezogen. Und nach gut einer halben Stunde rollte das Pärchen 230 063 und 064 mit dem 630er an. Das das Bügeleisen 210 047 als dritte im Bunde mitgeschleppt wurde, machte es dann mit den Masten nicht einfach in der quasi augenblicklichen Loklänge auszulösen.

Mehr als zufrieden mit diesem Tag verlies ich den Taleinschnitt.


Bei Damnov auf der Hochfläche war brüllender Sommer. Flirrende Hitze über den weiten Wiesen, auf denen sich Rinder tummeln, als wäre es der Westen der USA. Hinten grüßt der Primda (Pfraumberg) zur gleichnamigen Ortschaft gelegen, und keine zehn Kilometer von Waidhaus entfernt herüber.


Ein letzter Fotohalt kurz vor der Haustüre.
Was war das für ein Sommertag!







Text und Bilder: Markus Lohneisen