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August 2007 | Stomping at the Savoy | Thomas Förster |
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Stomping at the Savoy - Eisenbahntechnische Erlebnisse in und um Savoyen Am 4. August 2007 starteten wir für 2 Wochen in den Urlaub - mal wieder mit dem Bus und mal wieder nach Frankreich (comme l'habitude, wie der Franzose zu sagen pflegt). Dieses Jahr sollte es mal nicht an eine Küste, sondern in die französischen Alpen und die umliegenden Gebiete gehen, zumal meine Cousine im Wallis auch noch besucht werden wollte. Und da die Richtung stimmte, nahm ich mir gleich ein paar Sachen vor, wo noch "offene Rechnungen" vorlagen: - finde eine CC 6500 (wenn es noch welche gibt) - schau nach, wie die Oberleitung an der 20 kV 50 Hz Versuchsstrecke aus 1950 in Savoyen aussieht, gibt es noch "windschiefen Fahrdraht"? - existiert die Umgehung von Pontamafrey noch, oder hat der Bürgermeister sich durchgesetzt und die SNCF sie abgebaut? - fahr an den oberen Teil der Maurienne-Strecke und schau, ob Du Schiebebetrieb findest - und zu guter Letzt: was steht auf dem Lokfriedhof von Culoz? Die Eckpunkte meines Programms lagen damit fest, meine Frau und mein Sohn steuerten ihren Teil dazu, und dann machten wir einen "Kessel Buntes" daraus. Bahntechnisch fing alles, wie gehabt, in Forbach an. Kein ICE, nur Werbung dafür, aber 185 032 mit einem Güterzug in Richtung Deutschland. Beim Nachschuß fiel auf, dass man bei DB AG wohl auf das Freischneiden der Strecken verzichtet, um die Loks sauber zu wischen… ![]() ![]() ![]() ![]() Savoyen Am 6. August trafen wir dann im eigentlichen "Einsatzgebiet" ein. Bei St. Laurent stellten wir unser Auto in der großen Schleife ab, die um den Ort herumführt, und wanderten etwas. Natürlich gab es auch Gelegenheit, die Bahn zu betrachten… Hier handelt es sich um die Strecke von Annemasse nach Aix-les-Bains, die 1950 zu Testzwecken mit 20 kV 50 Hz elektrifiziert wurde, und auf der dann auch Material von der Höllentalbahn getestet wurde. Resultat war das Heraufsetzen der Spannung auf 25 kV und die Elektrifizierung des Nordens Frankreichs mit diesem System. Gleichzeitig waren zwei Streckenteile dieser Bahn mit "windschiefer Fahrleitung" ausgerüstet worden. Aber diese Ausführung ist leider inzwischen auf die Regelleitung umgebaut worden. Wäre ja auch zu schön gewesen… Was ist fahrzeugtechnisch da los? An diesem Montag begegnete uns erst mal ein von einer BB 25250 geschobener Wendezug. Der Steuerwagen sieht doch etwas ungewöhnlich aus, wenn man mit deutschem Material vergleicht. Die Lok 25257 hat mittlerweile 40 Jahre auf dem Buckel, sie trägt die neue Beklebung "En Voyage". Sie muß allerdings durch Umnummerierung einer anderen Lok (vielleicht nach Umbau auf Wendezugfähigkeit) entstanden sein, da in meinen Unterlagen die Serie bei 25253 endet… Da diese Bahnlinie ein Inselbetrieb ist, fahren hier nur 2-System-Fahrzeuge für 25 kV und 1500 V. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Somit habe ich schon mal einen Punkt aus der Liste abgearbeitet, und da meine Frau gerne sich das Vercors ansehen möchte, geht es am nächsten Tag, dem 7. August, erst mal nach Culoz, dem Endpunkt der Maurienne-Linie. Im Radio hatte man uns inzwischen auch einen Temperatursturz von 10° und Starkregen mit kräftigen Gewittern angedroht, aber wir können es ja nicht ändern… Heavy Metal in Culoz In Culoz sitzt ein Schrotthändler, der speziell im Eisenbahngeschäft tätig ist (wie in Epernay ebenfalls einer). Er hat überregionale Berühmtheit wegen der Vielfalt an Fahrzeugen, die bei ihm unter der Griesheim-Säge landen. Neulich gab es im Internet einen Aufschrei, als ein Triebkopf eines "Turbotrain" per Tieflader bei ihm angeliefert wurde, und ich wollte wenigstens mal sehen, was so im Bahnhof rumsteht für den Zerlegebetrieb. Als erstes entdecke ich massenweise Triebwagen, X 2700 (die 2733, 2728 und 2745 kann ich entziffern), noch mehr EAD, wo der X 4412 in Normandie-Lackierung ins Auge sticht, dann stehen da herum die BB 25248 R (das "R" steht für wendezugfähig), die BB 8548 und das doppelte Lottchen BB 8783+8771, die BB 25221 in FRET-Lack, ... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ...und mittendrin die CC 6572, getauft auf "Resistance Fer" mit dem entsprechenden Wappen. Die steht doch aber in Mulhouse ausgestellt?!? Weit gefehlt! Das hier ist die Originallok, in Mulhouse im Museum steht die CC 6565, mit Schildern, Wappen und (Neu-)Lackierung wie die CC 6572. Sie hatte den besseren Zustand und damit die Gnade, als Ersatz zu überleben. Die wahre CC 6572 steht jetzt hier, ohne Lüftergitter und Schilder, und wartet auf das Ende. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Ein Eckchen weiter kann ich mit Hilfe des Teleobjektives noch den oben erwähnten Turbotrain erspähen, der auf einem kleinen Hügel seine vorläufig letzte Ruhestätte gefunden hat und daneben liegt ein fein säuberlich gestapelter Haufen Triebwagenreste, könnte ein X 2700 gewesen sein… Punkt 2 abgearbeitet, und Punkt 1 im Vorbeigehen erledigt, leider… ![]() ![]() Wir fahren weiter ins Vercors, mitten in den Wetterumschwung. Leider sinkt die Wolkengrenze immer mehr, und so sehen wir von der Landschaft bald nicht mehr viel. Beim Durchfahren der Gorges de la Bourne fängt es dann auch noch an zu regnen, entsprechend gestaltet sich die Laune an Bord. Nasse Eindrücke an der Ligne de la Maurienne Am 8. August, nach einer feuchten, mückengeplagten Nacht, erreichen wir das Tal der Maurienne. Pünktlich zum Eintreffen in Pontamafrey setzt der Regen einen Moment aus, manchmal meint man sogar, die Sonne zu spüren (von SEHEN kann keine Rede sein). Wir steigen aus und gehen die Umgehungsstrecke entlang, und hier ein Ausflug in die Geschichte: In Pontamafrey mündet ein kleiner Gebirgsbach, der das Gebiet der 2700 m hohen Berge nördlich entwässert, in den Arc. Das ist der Fluß, der im Maurienne-Tal zum Rhone fließt. Und da das Tal an dieser Stelle so eng ist, liegt der Arc nur durch Straße und Eisenbahn getrennt neben dem Dorf. 1965 hat dieser Gebirgsbach derartige Wassermassen geführt, dass er Bahn und Strasse wegriss, das Dorf in zwei Hälften teilte und sämtlicher Verkehr im Tal (und damit zwischen Frankreich und Italien) unmöglich wurde. Die Reparatur sollte Monate dauern. Man entschied sich, eine Umgehungseisenbahn um die unpassierbare Stelle herum zu bauen, die den "Bach" weiter nördlich überquerte. Bis zur Reparatur der eigentlichen Strecke blieb sie das Verbindungsglied. Man hat sie dann auch nicht wieder abgebaut, denn man musste noch einige Male auf sie zurückgreifen… ![]() ![]() ![]() ![]() Im Verlauf der Strecke stößt man auf ein Formsignal, dass die Brücke über den Bach sichert. Diese Brücke musste nämlich noch geändert werden, da sie bei starkem Hochwasser immer noch gefährdet war. Also baute man eine einfache Hubbrücke ein, die ständig in gehobenem Zustand ist. Und deckte sie halt durch ein Formsignal in jede Richtung. ![]() ![]() ![]() ![]() Beim Rückweg durch das Dorf versteht man dann plötzlich, jetzt kann man von unten in das Bachbett sehen, zur Brücke und einer dahinter liegenden Behelfsbrücke eines Waldweges. Wenn man diese Dämmmauern sieht, ahnt man, was da runterkommen kann. In Richtung Fluß sieht man dann auch die Dorfstrasse, ebenfalls als Klappbrücke, und dahinter die Eisenbahn und die Route Nationale… Wenn das Wasser nur annähernd so hoch wie die Mauern ist, na dann, Gute Nacht, Marie… ![]() ![]() So, damit hätten wir das auch erledigt. Der Regen setzt wieder ein, und wir wollen etwas essen. Also stellen wir uns an die Strecke, Baguettes schmieren und Schlechtwetterfotos von der Eisenbahn schießen… ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Jetzt kommen erst mal BB 36344 und 36356 "vom Berg", sie haben ihren Getreidezug in Modane abgeliefert und rücken ins Depot ein. Die Bezeichnung als "E 436356 MF" macht mir einiges Kopfzerbrechen, vielleicht für den Einsatz nach Italien? ![]() ![]() ![]() ![]() Und wieder eine Denksportaufgabe: Was hat der Maler sich gedacht, als er an E652 039 "TIRENITALIA" und an E652 052 "TRENITALIA" schrieb/klebte?!? Letzteres ist doch richtiger, oder? Vielleicht klärt mich ja mal jemand auf… ![]() ![]() ![]() ![]() Mit leichtem Rumpeln und einer gräsigen Pfeife kommt der Triebwagen einer Baugesellschaft in den Bahnhof, nettes Detail ist das gelbe Blinklicht über dem Puffer. Nachdem er die weiterfahrt genehmigt bekommen hat, quäkt er noch einmal und brummt in einer großen blauen Wolke weiter. Im Tunnel muß der doch wirklich beliebt sein… ![]() ![]() ![]() ![]() Natürlich ist auf dieser Seite der Berge das Wetter nicht besser geworden. Das Projekt "Maurienne" wird jetzt also abgekürzt. In St. Jean de Maurienne werden noch mal die BB 7434 + 7422 abgepasst, die mit Silowagen voll Aluminiumgranulat abfahren wollen und deshalb alle 4 Stromabnehmer "oben" haben. Nachdem der Zug losgerissen ist, werden zwei Bügel abgenommen. ![]() ![]() Und Y 8240 ist auch wieder aktiv. Schnell ein paar Wagen mit Alu-Blöcken an einen Zug stellen, im Warten auf den Rangierer noch ein paar Zwetschgen geerntet (ja, hier dienen Loks zum Lebensunterhalt) und weiter geht's, ganz frech dem Förster eine 211 vor die Linse schieben… Sachen gibt es! ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Spurwechsel in Savoyen ![]() Aber es gibt ja noch mehr. Hier endet die Normalspur, und es geht weiter in Meterspur mit Stromschiene und 850 V Gleichstrom und Zahnstange in Richtung Martigny/Schweiz. Dieses geschäft obliegt zum Beispiel der Baureihe Z 800, zweiteilige Triebwagen, die auch auf Schweizer Seite bei der TMR laufen. SNCF und TMR betreiben die Strecke gemeinsam. Im Bahnhof steht der Z 801 der SNCF, hinter ihm wartet der Z 852 der SNCF, dieses ein dreiteiliger Triebwagen von Stadler. ![]() ![]() ![]() Ein als Denkmal aufgestellter Vorstellschneepflug der PLM erweckt mein Interesse, weiter hinten im Depot entdecke ich dann noch einen baugleichen Schneepflug aus dem Betriebsbestand ... ![]() ![]() ![]() Sie ist 1962 von der SNCF gebaut worden, und wenn ich mir die alten Triebwagen der Reihe Z 600 ansehe, die im Schuppen stehen, dann weiß ich auch, woraus. Z 601 und Z 605 spitzen aus dem Schuppen. ![]() ![]() Unterdessen ist Z 9506 mit 9512 im Bahnhof eingelaufen. Er wird hier wenden. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() In der Schweiz gibt es mehr als Käse und Schoki Am nächsten Tag steht dann der Besuch meiner Cousine auf dem Programm, anschließend will noch jemand zum Matterhorn. "Du weißt schon, dass Du den letzten Teil per Zug fahren musst? Zermatt ist autofrei." Na also. Bahn fahren! Ein moderner Shuttleservice zwischen Täsch und Zermatt bringt uns nach oben. Dann folgt die nüchterne Erkenntnis, dass weiterführende Verkehrsmittel ihre Tarife an die umgebende Bergwelt angepasst haben. Die Fahrt mit der Gornergratbahn soll uns 125 Euro kosten. Also gehen wir in Zermatt etwas spazieren. Das Matterhorn ist so groß, dass man es auch von hier sieht… Bahntechnisch ist natürlich auch etwas dabei herausgekommen: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Am 12. August muss ich dann bei Charrat noch ein wenig SBB fotografieren, spekuliert hatte ich auf Güterzüge, aber es kamen Re 460 in Massen, so 460 017,... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() In Martigny konnte dann noch auf die fotografische Unterstützung als Model von TMR 513 und 460 051 gebaut werden, ... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Zwei Pässe - drei Länder ![]() Über den kleinen St. Bernhard-Pass zurück nach Frankreich, stellte sich heraus, dass auch hier Sonnenschein möglich ist. Am 13. August in Bourg-St.Maurice (übrigens Endpunkt einer Eurostar-Linie) glänzten deshalb BB26023 und BB 22394, letztere in "En Voyage"-Outfit, in der Morgensonne. ![]() ![]() ![]() Unwiderruflich hatten wir die Rückreise angetreten! Auch, wenn wir noch einige Tage hatten. Und ich wollte versuchen, die BB 25236 nochmal zu erwischen. Also stellten wir uns zur Pause in Montrottier noch mal neben die Savoyer Versuchstrecke von 1950. Und was bescherte mir Onkel Murphy? TGV 73 + 67 kreuzen sich im Bahnhof mit TGV 74, ... ![]() ![]() ![]() ![]() ... und sonst pusten dicke BB 67300 blaue Wolken in die Luft! ![]() ![]() ![]() Dafür habe ich am nächsten Tag mittags bei Creveney die CC 72179 ertappt, als sie BB 22341 und BB 26142 überführte. ![]() ![]() Zurück in Elsass-Lothringen Am 15. August war ein Feiertag, den wir ketzerischen Protestanten natürlich nicht kannten, und prompt hat es uns logistisch aus dem Rennen geworfen. Auch bahntechnisch spiegelte sich das wieder. Ruhe in Sarrebourg (wir sind also schon in Lothringen) mit BB16715, 16667 und 16774. ![]() ![]() Den Nachmittag verbringen wir am Canal de la Marne au Rhin, an unserem Lieblingsstück. TGV 538 eilt auf Saverne zu,... ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Nachmittags in Niederhausbergen auf den "Friedhofsgleisen" entdecke ich dann die kürzlich ausgemusterte Baureihe BB 20200, die 15 kV 16 2/3 Hz tauglich war. BB 20201, 20208 und 20213 stehen dort abgestellt. ![]() ![]() Nicht besser geht es BB 16670, 16673 und 16666, auch sie sind abgestellt. ![]() ![]() BB 27113 und BB 37046 sind davon noch weit entfernt… ![]() ![]() In Bischheim an der Autobahn steht ein Triebkopf des TGV 001 ausgestellt als Denkmal, der andere steht bei Alstom in Belfort. Leider kann man diesen Triebkopf nur von einer Autobahnauffahrt aus fotografieren. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Noch ein Blick auf die Konstruktion an der Bahnhofsfront zum Vorplatz. Noch nicht fertig, aber schon beeindruckend. ![]() ![]() Am 18. August in Forbach nehmen wir wieder Abschied von Frankreich. Wie begonnen, so beende ich die Bahntour mit der obligatorischen BB 16500 und der 185. ![]() ![]() Ich habe in diesem Bericht ganz bewusst die SNCF-Loks mit der Nummerierung vor der Aufteilung in die Geschäftsbereiche verwendet. Es ist manchmal nicht leicht zu verstehen, dass z.Bsp. 8508 und 408508 dieselben Loks sind. Die neuen Loks der Reihen 427000, 436000 und 437000 tauchen daher als 27000 und so weiter auf. Möge man das meinem Alter nachsehen… Text und Bilder: Thomas Förster |