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Datum: 23.09.2022 Uhrzeit: 09:48

Verband Region Stuttgart diskutiert Störfallkonzepte bei der S-Bahn


S-Bahn Stuttgart mit zwei Triebwagen der Baureieh 430 vor der Kulisse von Herrenberg (Deutsche Bahn AG / Georg Wagner)

Erfahrungen aus der Stammstreckensperrung 2022 – aktuelle Beeinträchtigungen bei der S-Bahn – zukünftiges Störfallkonzept

Die Deutsche Bahn AG (DB) äußerte sich am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart zu den jüngsten Störungen im Betriebsablauf der S-Bahn Stuttgart. Zudem stellte sie ihr zukünftiges Konzept für Störfälle ab dem Jahr 2025 vor. Die Ausschussmitglieder diskutierten darüber engagiert.

Erhöhter Radabrieb und Krankenstand bei der S-Bahn Stuttgart

Die Abläufe bei der diesjährigen Stammstreckensperrung erläuterte Dr. Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart. Die DB hat in den letzten beiden Jahren in die Modernisierungen dieser S-Bahn-Stationen 40 Millionen Euro gesteckt. Dr. Rothenstein verwies auf die umfangreichen technischen Vorbereitungen für einen reibungslosen Betrieb wie Testfahrten und erläuterte die Reaktionen auf den erneut erhöhten Radverschleiß auf der Panoramabahn sowie zwischen Flughafen und Filderstadt mit Streckensperrungen und einer Ausweitung des Schienenersatzverkehrs. „Die Deutsche Bahn bittet alle S-Bahn-Fahrgäste für die Unannehmlichkeiten aufgrund des geänderten Fahrplankonzeptes während der Stammstreckensperrung um Entschuldigung. Wir hatten uns sorgfältig vorbereitet. Es ist unser ureigenes Interesse, weiter mit Hochdruck zu untersuchen, warum die Probleme an den S-Bahnen beim Zusammenwirken von Rad und Schiene wieder aufgetreten sind“, sagte Dr. Rothenstein. Nach wie vor ist ein Schienenersatzverkehr zwischen Flughafen und Filderstadt erforderlich, einige S-Bahnen fallen noch immer für den laufenden Betrieb aus. Externe Gutachter und Messfahrten sollen nun die Ursachen aufdecken, zudem wird die DB anhand eines digitalen Simulationsprogramms an Lösungen arbeiten. Für die nächsten Jahre gibt es mehrere Optionen: Man könne man nun das bisherige Konzept weiterverfolgen, Züge anderer Bauart einsetzen oder auf eine Nutzung der Panoramabahn verzichten und dies mit Schienenersatzverkehr abfedern. Der Verkehrsausschuss plädierte durchweg für die letzte Variante als sicheres, verlässliches Angebot. Im nächsten Jahr müsse das Ersatzkonzept funktionieren.
Dr. Rothenstein berichtete auch von aktuell vermehrten Ausfällen beim Personal durch einen erhöhten Krankenstand. Als Reaktion wird den Fahrgästen vorerst bis Anfang November ein verlässlicher, aber reduzierter Fahrplan angeboten. Zwar fährt die S 3 ab Montag wieder im 15-min-Takt, Einschränkungen wird es aber vor allem bei der Schuster- und Teckbahn sowie der S 62 geben.

Ersatzfahrplan für Stammstreckensperrungen ab Sommer 2025

Das Konzept der DB zum Umgang mit Störfällen im S-Bahn-Verkehr ab Sommer 2025 erläuterte Rüdiger Weiß, Leiter Betrieb, Fahrplan und Kapazitätsmanagement bei der DB Netz AG Region Südwest. Der neue S-Bahn-Halt Mittnachtstraße soll dann bereits in Betrieb sein. Die Panoramabahn über den Stuttgart Westen und Stuttgart Vaihingen soll unterbrochen werden und in der Zeit bis zur Inbetriebnahme von S 21 Ende 2025 steht der Fildertunnel vom Flughafen zum Hauptbahnhof für Ausweichverkehre noch nicht zur Verfügung. Für diesen Zeitraum muss demnach ein tragbares Notfallkonzept auf der Stammstrecke allein durch zusätzliche Stadtbahnverkehre geleistet werden. Das S-Bahn-Netz wäre dann zweigeteilt: Die S-Bahn-Linien enden auf der einen Seite im Stuttgarter Hauptbahnhof bzw. bereits an der Mittnachtstraße und auf der anderen Seite in Stuttgart-Vaihingen. Nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 können Fahrgäste mit dem Regionalverkehr vom Flughafen über den Fildertunnel zusätzlich an den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof fahren und die S 60 endet in Stuttgart-Feuerbach. Die DB hält die Kapazität der verfügbaren Ersatzverehre für beide Zeiträume für ausreichend. Weiß verwies darauf, dass das Störfallkonzept nur selten und für wenige Stunden im Jahr benötigt wird. Zudem sei die neue ETCS-Technik weniger störanfällig und ermöglicht mehr Wendemöglichkeiten für die S-Bahn. Das bietet eine höhere Flexibilität, da die S-Bahnen möglichst nah an den jeweils gesperrten Teil heranfahren können. Für die DB unabdingbar ist im Störfall eine gute Lenkung der Fahrgastströme mit umfassenden Informationen. Dem pflichteten alle Fraktionen durchweg bei.

Region berät über neue Tarife und Angebote beim VVS

Über die Erhöhung des VVS-Tarifs um 4,9 Prozent ab 2023 sind die Meinungen im Verband Region Stuttgart geteilt. Die Region will sich dafür einsetzen, dass das 10er-TagesTicket zukünftig nicht mehr monatlich gebunden ist.

Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart hat am Mittwoch über neue Entwicklungen im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) beraten. Teils waren sie bereits Inhalt verschiedener Anträge, welche die Regionalfraktionen CDU/ÖDP, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Freie Wähler und Die LINKE/PIRAT bi 2021 gestellt hatten. Diese bezogen sich auf das 365-Euro-Ticket für alle oder bestimmte Nutzergruppen, ein Sozialticket im gesamten VVS, Mitnahmemöglichkeit von Kindern, Stadtticket-Angebote für Städte und Kommunen unter 20.000 Einwohnern sowie Verwaltungsgemeinschaften, die Ausweitung des KurzstreckenTickets, Angebote für Teilnutzung und Maßnahmen zur Bindung an das VVS-Abo.
Bereits im Juli wurde von den Gremien des VVS beschlossen, den Tarif ab Januar 2023 um 4,9 Prozent anzupassen. Die Struktur der einzelnen Ticketarten bleibt weitgehend erhalten, die Preise steigen überwiegend gleichmäßig zwischen vier und sechs Prozent an. Dafür hat sich auch der Verkehrsausschuss ausgesprochen. Ausgenommen von der Erhöhung sind die Tickets für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende und Fahrgäste bis 21 Jahren. Für diese Kundengruppe wird im März ein Ticket zu einem Einführungspreis von 365 Euro eingeführt. Insgesamt profitieren 40 Prozent der VVS-Nutzerschaft von diesem landesweiten Jugendticket.
In Zukunft sind weitere Verbesserungen geplant: Am 12. Oktober beraten die Gremien des VVS darüber, ob die Monatsbindung beim 10er-TagesTicket entfallen kann. So wäre das Ticket beispielsweise für Arbeitende im Homeoffice noch attraktiver. Ende des Jahres soll außerdem ein verbundsübergreifendes Check-in-Check-out-System („CiCo BW“) starten, das die Nutzung des Nahverkehrs in Baden-Württemberg erleichtert. Auch weitere bundesweite Tickets wurden diskutiert. Land und Bund haben für diese Thematik eine Kommission eingerichtet, die nach einer Lösung sucht. Der VVS muss deren Ergebnisse abwarten und kann dann im Rahmen derer handeln.

S-Bahn-Konzept zum Start von S 21 vorgestellt

Integration des Bahnhofs Mittnachstraße hat Auswirkungen für die Fahrpläne auf den meisten S-Bahn-Linien

Neuer Bahnhof bedeutet neue Organisation der Zulaufstrecken: Insbesondere muss die neue S-Bahnhaltestelle Mittnachtstraße, die Teil der Stammstrecke sein wird, in den Fahrplan integriert werden. Im Verkehrsausschuss am Mittwoch wurde das neue Liniennetz ab Dezember 2025 zur Inbetriebnahme von S 21 samt der voraussichtlichen Auswirkungen auf die einzelnen S-Bahnlinien vorgestellt und diskutiert.

An der „Mittnachtstraße“ verzweigen sich künftig die Linien und fahren weiter auf die neuen Anschlussstrecken in Richtung Nordbahnhof und Bad Cannstatt. Der zusätzliche Halt hat einen Zeitbedarf von etwa zwei Minuten pro Fahrt – eine nicht zu unterschätzende Größe in einem komplexen Liniennetz, da die zwei Minuten nicht beliebig innerhalb einer Linie „weitergeschoben“ werden können. Denn auf den meisten Linienästen gibt es sogenannte „Zwangspunkte“, nach denen sich der Fahrplan ausrichten muss. Zudem besteht eine gegenseitige Abhängigkeit zwi­schen den Fahrplänen aller Linien durch die gemeinsame Nutzung der Stammstrecke. Entsprechend ist es notwendig, die Reihenfolge auf dieser voll ausgelasteten Strecke aufeinander abzustimmen. Neben eingleisigen Streckenabschnitten schränken auch Regional- und Fernverkehrszüge die Flexibilität in der Fahrplanung auf den Strecken ein, die auch künftig im Mischverkehr betrieben werden. Dies betrifft beispielsweise die Rems- und Murrbahn (S2 / S3) oder die Gäubahn (S1).
Unter Berücksichtigung der zahlreichen Randbedingungen und in Abstimmung mit den Partnern wurde ein Fahrplankonzept für den Zeitraum nach der Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs entwickelt, wobei die Inbetriebnahme in Stufen erfolgt und es daher auch noch mehrere Zwischenzustände geben wird.

Dichter Takt an der Mittnachtstraße

Für den vorgesehenen Haltestellen-Fahrplan Mittnachtstraße nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 gelten dieselben Standards wie auf der bisherigen Stammstrecke, das heißt, jede Linie legt hier einen Stopp ein. Der konsequente 15-Minuten-Takt bleibt auf allen Linien bestehen und wird schon frühzeitig bis Wendlingen ausgeweitet. Es ist möglich, die S62 bis Feuerbach mit allen vorhandenen Zwischenhalten zu verlängern. Weitere Angebotsaus­weitungen sind bereits mitgedacht und können, sobald die infrastrukturellen Voraussetzungen erfüllt sind, in den Betrieb integriert werden. Ob ein 10-Minuten-Takt perspektivisch eingeführt werden kann, ist Gegenstand einer Studie, die der Verkehrsausschuss im Mai 2022 bei der DB Netz AG in Auftrag gegeben hat.


Quelle:/Fotos: Verband Region Stuttgart