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Datum: 07.03.2023 Uhrzeit: 10:03

National Express fährt wieder mit voller Flottenkapazität


Am 7. März kehrt das Unfallfahrzeug von Meerbusch-Osterath auf die Schiene zurück. Der Zug war am 5. Dezember 2017 mit einem gerade wieder anfahrenden Güterzug kollidiert. Nun steht National Express wieder das volle Potential der Flotte seiner 35 Fahrzeuge für das Netz der RB 48 und RE 7 zur Verfügung. Durch die Wiederinbetriebnahme des Fahrzeuges 9442-361 kann National Express seinen Fahrgästen eine stabilere Betriebslage bieten und künftig seinen Service wieder auf Grundlage einer vollständigen Fahrzeugflotte gestalten.

Auf dem Führerstand wird auf der ersten Betriebsfahrt Benjamin Ritter sitzen, der diensthabende Triebfahrzeugführer, der den Zug in der Unfallnacht steuerte. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit diese Fahrt zu übernehmen. Ich bin froh, dass ich meinen Teil in der Unfallnacht beitragen konnte, um den Passagieren zu helfen und größeren Schaden abzuwenden“, erklärt der Triebfahrzeugführer. „Für mich persönlich und auch für das Unternehmen endet mit dieser Fahrt ein Kapitel.“ Ritter erhielt 2019 für seinen Einsatz den Sonderpreis der Eisenbahner mit Herz-Auszeichnung, verliehen von der Allianz pro Schiene e. V. Durch seine geistesgegenwärtige Schnellbremsung verhinderte Ritter schlimmere Folgen des Unfalls und kümmerte sich im Anschluss um die verletzten Passagiere.

Die Instandsetzung des Fahrzeuges war nicht nur eine technische, sondern auch logistische und politische Herausforderung. Denn der Hersteller Bombardier, der während der Reparatur von Alstom übernommen wurde, produzierte Fahrzeuge dieser Baureihe bereits nicht mehr. „Wir mussten für enorm viele Ersatzteile eine Einzelanfertigung beauftragen oder aufwendige Reparaturen selbst durchführen“, erklärt Projektverantwortlicher Fabian Berner, Leiter der Fahrzeugtechnik bei National Express. Allein die Angebotserstellung dauerte anderthalb Jahre. Über 100.000 Reisekilometer legte Berner im Rahmen des Projektes zurück, besuchte Firmensitze in Brandenburg und Produktionsstätten in Tschechien. „Es mussten für uns ganze Produktionsketten umgestellt werden. Die Gesamtlänge der neu produzierten Wagenkästen beträgt 36 Meter, das ist kein Unterfangen, das man ohne besondere Planung und Ressourcen bewältigen kann“, ordnet Berner die Dimension des Projektes ein. Außerdem musste das gesamte Innenleben erneuert werden. Von Bremsanlagen bis zu den kleinsten Elektroanschlüssen; jedes Teil musste die gleichen Tests zur Betriebssicherheit bestehen, wie bei einem Neubau. Ein halbes Jahr dauerten die abschließenden Tests zur Wiederinbetriebnahme.

Am 26. Januar 2023 wurde zudem der abschließende Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) veröffentlicht. Durch eine Verkettung menschlicher Faktoren beim Infrastrukturbetreiber, wurde dem Zug der Linie RE 7 die Zustimmung zur Fahrt in einen Gleisabschnitt gegeben, auf dem sich aber noch ein Güterzug befand. Es wurde dabei vergessen, diesem Zug das Fahren auf Sicht mit sehr niedriger Geschwindigkeit anzuordnen. Ritters Handlungsschnelligkeit erlaubte die Einleitung einer Schnellbremsung des Zuges, wodurch die Folgen des Ereignisses deutlich gemildert wurden.


Quelle:/Fotos: National Express