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Datum: 23.09.2025 Uhrzeit: 07:07 | ![]() |
SBB richtet auch Einzelwagenladungsverkehr neu aus
Der Güterverkehr der SBB befindet sich in der Krise: Er weist ein strukturelles Defizit (–76 Millionen Franken im 2024) auf, hat überaltertes Rollmaterial und verzeichnet einen Mengenrückgang von einem Drittel in den vergangenen zehn Jahren – trotz grossem Netz und bei tiefen Preisen. Der Bund als Eigner der SBB verlangt eigenwirtschaftliche Angebote im Güterverkehr. Deshalb braucht es eine grundlegende Transformation des Güterverkehrs der SBB. Dazu leisten alle ihren Beitrag: der Bund mit einer befristeten finanziellen Förderung des EWLV, die Kunden mit marktgerechten Preisen und die SBB durch Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen. Zur Erinnerung: Die SBB transportiert Güter in drei Verkehrsarten: kombinierter Verkehr (KV), Einzelwagenladungsverkehr (EWLV) und Ganzzugsverkehr. Der Ganzzugsverkehr deckt heute seine Kosten, stark defizitär sind hingegen KV und EWLV. Nach dem kombinierten Verkehr, siehe SBB News «Zukunft Güterverkehr: SBB richtet kombinierten Verkehr neu aus», richtet die SBB nun auch den Einzelwagenladungsverkehr neu aus. Den Rahmen dazu bildet das Konzept «Suisse Cargo Logistics». Es schafft die Voraussetzungen, um das langfristig erwartete Wachstum im Güterverkehr zu bewältigen – die Schweiz rechnet bis 2050 mit einem Zuwachs von rund einem Drittel. Neues Produktionsmodell im Einzelwagenladungsverkehr Ab Fahrplanwechsel 2026/27 (13. Dezember 2026) wird ein neues Produktionsmodell einen einfacheren, effizienteren, robusteren und wirtschaftlicheren Betrieb im EWLV ermöglichen. Das neue Produktionsmodell wird aktuell gemeinsam mit den Kunden erarbeitet. Bedienpunkte mit zu geringer Nachfrage werden künftig im EWLV-Netz von SBB Cargo Schweiz nicht mehr angeboten. Bedienpunkte sind öffentliche Infrastrukturanlagen und bleiben allen Eisenbahnverkehrsunternehmen zugänglich; sie können etwa für Ganzzug- oder KV?Verkehre genutzt werden. Konkrete Angaben zu den erwarteten Transportmengen werden Anfang 2026 vorliegen, wenn die neuen Kundenverträge bekannt sind. Auf deren Basis wird das neue EWLV-Netz geplant. Nach heutigem Stand verringert sich zum Fahrplanwechsel 2026/27 bei gleichbleibenden Transportmengen die Zahl der Bedienpunkte. Trotz dieser Reduktion können auf Basis der aktuellen Mengen rund 98 Prozent der Wagen weiterhin transportiert werden. Auswirkungen auf Standorte und Mitarbeitende Das neue Produktionsmodell im EWLV und das angepasste Transportnetz verändern den Bedarf an Personal und Lokomotiven. Die SBB muss die Mitarbeitenden dort einsetzen, wo es Güter zu transportieren gibt. Entsprechend wird es zu Verschiebungen kommen. Und die SBB wird die Anzahl der Depots für ihre Mitarbeitenden reduzieren müssen. Gemäss dem heutigen Planungsstand wird es zu Veränderungen für das Lokpersonal in Brig, Buchs SG und Chiasso kommen. Auch bei den Standorten des Rangierpersonals wird es zu Veränderungen kommen. Wie viele Stellen betroffen sein werden, wird im Rahmen des Leitfadenverfahrens mit den Sozialpartnern aufgezeigt. Die SBB wird zu gegebener Zeit darüber informieren. Die genaue Anzahl der Standorte wird feststehen, wenn die Transportmengen der Kunden im ersten Quartal 2026 vorliegen. Der Güterverkehr der SBB ist kein Service Public, sondern arbeitet im freien Markt und kann deshalb nur dort fahren, wo kostendeckende Verkehre nachgefragt werden. Die SBB hat einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und wird diesen auch hier jederzeit einhalten. Im Rahmen des GAV werden die Sozialpartner frühzeitig einbezogen. Die SBB wird gemeinsam mit den Sozialpartnern Lösungen für möglichst alle betroffenen Mitarbeitenden erarbeiten. Die Details wird die SBB mit den betroffenen Mitarbeitenden klären. Mittelfristig Mangel an Fachkräften absehbar Angesichts der bevorstehenden Pensionierungswellen kommt mittelfristig sogar ein Mangel an Fachkräften auf die SBB zu. Und es besteht das Risiko, dass wertvolle Fachkräfte nicht dort eingesetzt werden können, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Deshalb braucht es Anpassungsfähigkeiten im Güterverkehrsnetz und eine Flexibilität der Mitarbeitenden. Ziel der SBB ist es, den umweltfreundlichen Güterverkehr in der Schweiz langfristig zu sichern und dadurch Arbeitsplätze zu bewahren. EWLV kurz erklärt. Die SBB transportiert Güter in drei Verkehrsarten auf der Schiene – im Einzelwagenladungsverkehr (EWLV), kombinierten Verkehr (KV) und Ganzzugsverkehr. Im EWLV werden einzelne Güterwagen aus Anschlussgleisen von Kunden oder ab Rampen gesammelt, zu Zügen formiert und in Rangierbahnhöfe gebracht. Dort werden neue Züge nach Zielregion zusammengestellt. Am Bestimmungsbahnhof erfolgt die Feinverteilung der Wagen auf Anschlussgleise oder Rampen. Typische Güter sind Stückgut auf Paletten, Briefsendungen und Konsumgüter. Quelle:/Fotos: SBB |