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Datum: 30.08.2013 Uhrzeit: 08:29

Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene: Weltweite Boom schwächt sich ab, Europa bleibt stabil

Nach dem Neubauboom der vergangenen Jahre wird sich der weltweite Markt für Hochgeschwindigkeitszüge bis 2017 auf ein niedrigeres, aber nachhaltig solides Niveau einpendeln. SCI Verkehr, das auf Bahnen spezialisierten Beratungsunternehmen, legt eine neue Studie „Hochgeschwindigkeits- und Intercityverkehr - weltweite Marktentwicklungen“ vor, nach der die Flotten weltweit auch in naher Zukunft um jährlich gut 5% p. a. wachsen werden. Nach mehreren Rekordjahren insbesondere durch die große Nachfrage aus China und Japan wirkt die Reduzierung auf ein langfristig stabiles Marktvolumen für Neufahrzeuge jedoch wie ein enormer Einbruch. Weitestgehend stabil bleibt dabei die Nachfrage aus den etablierten Märkten in Westeuropa. Gleichzeitig entstehen vereinzelt neue Projekte, die in den kommenden Jahren das Marktvolumen kräftig unterstützen. Der After-Sales-Markt wächst – getragen von den großvolumigen Beschaffungen der vergangenen Jahre – mit knapp 9% p. a. bis 2017 sehr solide weiter.

Der Markt für Neufahrzeuge und After-Sales-Services im Hochgeschwindigkeitsverkehr umfasst weltweit etwa 6,4 Mrd. EUR. Aktuell werden rund 3 200 Hochgeschwindigkeitszüge mit einer Höchstgeschwindigkeit ab 190 km/h betrieben, wovon knapp 90% auf die sieben größten Märkte China, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Spanien und Italien entfallen. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 9 Jahren und ist in der jüngeren Vergangenheit durch die enorme Anzahl an ausgelieferten Fahrzeugen nahezu konstant geblieben. Allerdings bestehen große regionale Unterschiede: Während in Ländern mit etabliertem Hochgeschwindigkeitsverkehr bereits Einheiten ausgemustert wurden (bspw. Frankreich und Japan), liegt das Durchschnittsalter in den neuen Märkte im niedrigen einstelligen Bereich (bspw. China).

Der wichtigste Markt für Hochgeschwindigkeitszüge ist dank China und Japan mit Abstand Asien. Hier wurde in den vergangenen Jahren das größte Wachstum generiert. Mit dem Abschluss der meisten Neubauprojekte in China und der weitestgehend abgeschlossenen Flottenerneuerung und ?erweiterung in Japan fällt hier ab etwa 2014 auch ein großer Teil der Fahrzeugneubeschaffungen weg. Entsprechend werden durch die Normalisierung der Nachfrage in diesen beiden Ländern auch die größten Rückgänge auf dem Markt für Neufahrzeuge verzeichnet. Ab 2015 wird China zwar auch weiterhin der wichtigste Markt bleiben, jedoch mit deutlich geringerem Marktvolumen als bisher.

Sehr stabil sind die Investitionen in den etablierten Märkten in Westeuropa. Hier sind die Ausbauprojekte im Vergleich zum bestehenden Netz deutlich kleiner, aber immer noch großvolumig. Zwischen den Ländern gibt es jedoch große Unterschiede: Während Großbritannien in den kommenden Jahren enorm investieren wird und Frankreich sowie Deutschland auf ihre bereits getätigten Großbestellungen warten, bestehen in Spanien Überkapazitäten, mit entsprechenden Folgen für den Markt für Neufahrzeuge.



Auch außerhalb der etablierten Regionen nimmt die Nachfrage nach umweltschonenden, aber leistungsfähigen Verkehrsträgern zu. Ein Blick auf die einzelnen Vorhaben zeigt aber sehr deutlich die Abhängigkeit des Hochgeschwindigkeitsverkehrs von politischer und wirtschaftlicher Instabilität. So hat die Finanz- und Weltwirtschaftskrise ab 2008 einige Projekte bspw. in Argentinien komplett zum Stehen gebracht. In Nordafrika haben hingegen die politischen Unruhen den lokalen Fokus verschoben.

Einige erfolgreiche Neueinsteiger gibt es jedoch, die den Restriktionen trotzen: In Polen wurde der erste Pendolino-Zug ausgeliefert, Marokko wird in Kürze sein Netz in Betrieb nehmen und Saudi-Arabien hat bereits großvolumige Aufträge vergeben. In den USA hat man sich nach Jahren politischer Diskussionen und mehreren fehlgeschlagenen Vorhaben in anderen Bundesstaaten für ein 1 300 Streckenkilometer umfassendes Netz in Kalifornien entschieden. In Südamerika befindet sich Brasilien im Ausschreibungsprozess und auch in Russland steht mittlerweile die Entscheidung, schrittweise über 2 000 Streckenkilometer für den Hochgeschwindigkeitsverkehr zu bauen.

Obwohl kein Neueinsteiger in den Hochgeschwindigkeitsverkehr ist die Türkei erwähnenswert: Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme erster Verbindungen sollen in den kommenden Jahren mehrere tausend Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecke entstehen. Für Ende 2013 ist zudem eine Ausschreibung über mehr als 100 Hochgeschwindigkeitszüge geplant.

Eine große Veränderung der letzten Jahre auf dem Herstellermarkt ist der gewonnene Marktanteil der chinesischen Unternehmen CSR und CNR. Diese haben seit Mitte des letzten Jahrzehntes in Kooperation mit den weiterhin etablierten Systemhäusern aus Kanada, Westeuropa und Japan zusammengearbeitet und dabei den chinesischen Markt mit über 600 Hochgeschwindigkeitszügen versorgt. In jüngerer Vergangenheit haben sie zudem erste eigene Fahrzeuge ausgeliefert.

Die MultiClient Studie „Hochgeschwindigkeits- und Intercityverkehr – weltweite Marktentwicklungen“ ist ab Anfang September in deutscher Sprache und ab Ende September 2013 in englischer Sprache erhältlich bei der SCI Verkehr GmbH (www.sci.de).

Quelle:/Fotos: SCI Verkehr GmbH