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Datum: 23.12.2010 Uhrzeit: 08:34

Siemens gewinnt ersten Auftrag für Vectron-Lokomotive

Railpool kauft neue Loks für Deutschland und Österreich
Der Münchner Lokomotivvermieter Railpool setzt bei dem Ausbau seiner Lokflotte auf zukunftsweisende Technologie. Für Siemens ist es der erste Auftrag für seine neu entwickelte Vectron-Generation. Die entsprechenden Verträge über sechs Loks als Grundstein für einen Flottenaufbau wurden heute zwischen Dr. Walter Breinl, Geschäftsführer von Railpool GmbH, Jörn F. Sens, CEO Rolling Stock bei Siemens Mobility sowie Jens Chlebowski, verantwortlich für das Lokomotivengeschäft bei Siemens Mobility, in München unterzeichnet. Die Loks sollen im Personen- und Frachtverkehr in Deutschland und Österreich mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h eingesetzt werden. Railpool entschied sich für die Siemens-Loks, weil sie universell einsetzbar sind und viele Optionsmöglichkeiten für die Zukunft bieten. Die Auslieferung beginnt Mitte 2012.
Nur wenige Monate nach der Weltpremiere der ersten Vectron-Lokomotiven auf der InnoTrans 2010 in Berlin, gelingt Siemens Mobility jetzt der Markteinstieg. „Mit dem Vectron wollen wir den Weg in die Zukunft des Lokomotivenmarkts einschlagen. Die Transportnachfrage wird mittel- und langfristig weiter wachsen“, sagte Jörn F. Sens, CEO Rolling Stock bei Siemens Mobility, anlässlich der Vertragsunterzeichnung im Siemens-Werk in München-Allach.
Die Privatisierung des europäischen Eisenbahnverkehrs und die wachsenden Warenströme über größere Distanzen haben vor allem den internationalen Güterverkehrsmarkt stark verändert. Die grenzüberschreitenden Verkehre in Mitteleuropa und auf dem Südost-Korridor sind stark ausgeprägt und werden weiter zunehmen. Durch die Liberalisierung des Personenverkehrs in Europa seit 2010 werden sich auch hier einschneidende Änderungen ergeben. Für den schienengebundenen Verkehr bedeutet dies hohe Anforderungen an technische Flexibilität und wirtschaftliche Planbarkeit. Neben den traditionellen Staatsbahnen existieren heute eine Vielzahl privater Eisenbahnverkehrsunternehmen sowie Leasinggesellschaften, die Lokomotiven auch bei kleineren Stückzahlen zu wirtschaftlichen Preisen einkaufen wollen.
„Wir freuen uns sehr, dass sich ein so renommiertes Unternehmen wie Railpool für den Vectron entschieden hat. Railpool entscheidet sich als erster Kunde für diese moderne, leistungsfähige und zuverlässige Lokomotive mit sehr breit gefächerten Anwendungsmöglichkeiten. Besonders freut mich, das durch Railpool auch andere Kunden Zugang zum Vectron bekommen und sich von seinen Qualitäten überzeugen können“, sagte Jens Chlebowski. „Als Vermietfirma die europaweit im Güter als auch im Personenverkehr tätig ist, ist für uns eine hohe Flexibilität bei den einzeln Loktypen entscheidend. Die ist hier bei dem Konzept des Vectron gegeben“, sagte Dr. Breinl, Siemens hat die Lokomotiven-Generation entwickelt, um den hohen Anforderungen und Verkehrsaufgaben in Europa gerecht zu werden. Die verschiedenen Leistungsklassen und Spannungssysteme mit Wechselstrom (AC) und Gleichstrom (DC) ermöglichen Railpool einen bedarfsgerechten Aufbau seiner Vectronflotte, bei gleichzeitiger Flexibilität für die Zukunft. Siemens wird zunächst 6 Loks mit einer maximalen Leistung von 6.400 kW liefern, die grenzüberschreitend im Cargo- und Regiobereich in Deutschland und Österreich fahren sollen. Das vierachsige Fahrzeug wiegt 87 Tonnen. Der Bau und die Endmontage der Lokomotiven erfolgt im Lokomotivenwerk in München-Allach. Der Siemens Mobility-Standort in Graz liefert die Drehgestelle zu.
Langjährige Erfahrungen mit Lokomotiven
Der Vectron wurde neu konzipiert und auf aktuelle und zukünftige Marktbedürfnisse zugeschnitten. Er kombiniert langjährig bewährte Lösungen aus den Siemens-Lokomotivfamilien Eurosprinter und Eurorunner mit konsequent am Kundennutzen ausgerichteten Innovationen und einer hohen Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. Die neue Lok gibt es in mehreren elektrischen Varianten (Multisystem-, Wechsel- und Gleichstromloks) und einer diesel-elektrischen Ausführung. In die Entwicklung sind die Erfahrungen mit über 1.600 Eurosprintern und Eurorunnern eingeflossen. So wurden Eigenschaften wie die Zugkraftübertragung über Drehzapfen, eine hohe Traktionsleistung, aber auch die hohe Zugkraftausnutzung beim Vectron weitergeführt. Eine Besonderheit des Siemens-Fahrzeugkonzepts ist, dass die strukturinterne Deformationszone, das so genannte Frontend, mit einer lösbaren Verbindung mit dem Wagenkasten verbunden ist und somit im Havariefall leicht ausgewechselt werden kann. Für den Einbau von Zugsicherungsschränken sind im Maschinenraum von vornherein drei Einbauplätze vorgesehen. Die Zugsicherungsschränke sind vollständig modularisiert, so dass eine leichte Um- und Nachrüstung für länderspezifische Zugsicherungssysteme möglich ist. Die Anordnung der Komponenten im Maschinenraum nutzt den Platz optimal aus.
Darüber hinaus wird bei der elektrischen Variante der Energieverbrauch durch die Rückspeisung der Bremsenergie und eine optimierte Systemauslegung reduziert. Die Fahrzeuge sind zu 98 Prozent recyclingfähig und gehören zum Siemens-Umweltportfolio, mit dem das Unternehmen im Geschäftsjahr 2010 einen Umsatz von rund 28 Milliarden Euro erzielte. Das macht Siemens zum weltweit größten Anbieter von umweltfreundlicher Technologie.
Mit dieser Bestellung entschied sich Railpool erstmalig in der jungen Firmengeschichte für Siemens- Lokomotiven. Die Railpool GmbH wurde 2008 als Joint Venture von KfW IPEX-Bank und HSH Nordbank gegründet und vermietet Schienenfahrzeuge, Lokomotiven, Treibfahrzeuge und Personenwagen mit und ohne Full Service an Bahnbetreiber. Mit dieser Bestellung erhöht sich die Anzahl der Lokomotiven auf 100 und das Investitionsvolumen auf 450 Mio Euro.
Das Bild zeigt (von links) Jens Chlebowski und Jörn F. Sens (Siemens) mit Dr. Walter Breinl und Thorsten Lehnert von Railpool

Quelle:/Fotos: Siemens AG