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Datum: 02.05.2018 Uhrzeit: 10:00

Hessen-Thüringen-Express umsetzen - cantus entlasten


Ein Triebwagen des Rhein-Ruhr-Express

Die Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer setzt sich für eine schnelle Regionalzugverbindung zwischen Hessen und Thüringen ein. Patrick Rehn, Mitglied des Vorstand der Ortsgruppe: In den zurückliegenden Jahren sind die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen kontinuierlich weiter gestiegen. Die Diskussionen um den Schadstoffausstoß von Diesel-Pkw, einen kostenfreien Nahverkehr in Städten und Ballungsräumen sowie der Ausbau von Infrastruktur und Platzkapazitäten müssen konsequent weitergedacht werden und dürfen daher nicht an Landesgrenzen oder vor dem ländlichen Raum Halt machen.

Von Nordhessen in Richtung Nordrhein-Westfalen wurden hier in den vergangenen Jahren Lücken im Angebot geschlossen. Rehn: Bis vor ungefähr zehn bis fünfzehn Jahren gab es eine InterRegio-Linie der Deutschen Bahn, welche im verlässlichen Zwei-Stunden-Takt von Chemnitz und Gera kommend über Erfurt, Eisenach, Bebra, Kassel und Warburg weiter nach Paderborn, Hamm, Düsseldorf und Köln sowie teilweise bis Aachen fuhr. Unter dem Deutsche Bahn-Vorstand Mehdorn wurde dieses Angebot radikal bis auf zwei Verbindungen je Richtung zusammengestrichen, der Nahverkehr sprang teilweise in die Bresche. Seit etwa zwei Jahren gibt es von Kassel wieder einen guten Rhythmus: Wenn der InterCity fährt setzt der Regionalexpress nach Düsseldorf aus, ansonsten fährt dieser alle zwei Stunden.

Richtung Bebra und Erfurt hat sich jedoch nichts getan. Rehn: Wer von Kassel aus nach Erfurt möchte ist mindestens zwei Stunden und zehn Minuten unterwegs und hat dabei die Wahl zwischen Direktverbindungen mit Nahverkehrszügen über Eichenberg und Leinefelde oder mit Umsteigen in Göttingen oder Fulda jeweils mit ICE. Die wenigen am Tag noch verkehrenden InterCity überbrücken die Strecke mit Halten in Bebra, Eisenach und Gotha hingegen in 95 Minuten und sind somit mindestens 35 bis 40 Minuten schneller.

Ziel muss daher unter Betrachtung der weiter steigenden Fahrgastzahlen eine schnelle Verbindung zwischen Kassel und Erfurt über Bebra und Eisenach sein, welche zugleich mehrere Funktionen übernehmen könnte. Rehn: Um schnelle Fahrzeiten und das Erreichen der wichtigsten Anschlüsse zu sichern kann und darf eine solche Linie nicht durch zuviele Halte verwässert werden. Wir stellen uns für den Verlauf zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Erfurt Hbf daher besonders Halte an den Übergangspunkten zum regionalen Zugverkehr in Melsungen, Bebra, Gerstungen, Eisenach, Fröttstädt, Gotha und Neudietendorf vor. Grundangebot sollte dabei - ergänzend zum ab Ende des Jahres dreimal pro Tag und Richtung geplant fahrenden neuen Doppelstock-InterCity - ein Zwei-Stunden-Takt zwischen 6 und 22 Uhr sein, welcher im Berufsverkehr auf Teilabschnitten verdichtet werden könnte.

So wünschenswert ein durchgehender Einsatz der in einigen Jahren zur Verfügung stehenden Triebwagen auf der Linie Ruhrgebiet - Kassel weiter nach Erfurt auch sei, so schwierig sieht Rehn hier die Abstimmung der beteiligten Aufgabenträger, Bundesländer, Fahrzeugeigentümer und einsetzenden Unternehmen: Die Triebwagen sollen ja nicht nur zwischen Kassel und Düsseldorf, sondern teilweise noch weiter fahren. Bei Verspätungen auf diesem langen Laufweg würden sich weitere Probleme auch Richtung Bebra, Eisenach und Erfurt und umgekehrt verlagern. Zudem erwarten wir, dass die meisten Reisenden nicht die komplette Strecke von Düsseldorf nach Erfurt fahren, sondern nur auf Teilabschnitten unterwegs sind. Der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe stellt zudem einen überregionalen Taktknoten dar, wo die meisten Reisenden auf andere Züge umsteigen.

Die Einsetzung eines neu in Kassel beginnenden oder endenden Zuges Richtung Thüringen hätte zudem weitere Vorteile für den Fahrzeugeinsatz und künftige Konzepte: Es ist ja nicht ausgeschlossen und durchaus erstrebenswert, dass diese Züge dann in einigen Jahren - wenn die Strecke Weimar - Jena - Gera elektrifiziert ist - hier ebenfalls fahren.

Für die Strecke Kassel - Melsungen - Bebra würde die neue überregionale Linie zudem einen positiven Effekt bei der Fahrgastsituation bewirken: Die Züge von cantus sind auf der Linie Kassel - Bebra - Fulda nahezu ganztags durchgehend gut besetzt, zu bestimmten Tageszeiten bekommt man selbst über weite Strecken nur noch einen Stehplatz da nicht alle Züge mit zwei Triebwagen gefahren werden können. Besonders morgens und abends im Berufsverkehr könnte man daher eine spürbare Entlastung herbeiführen, da Fahrgäste die von Bebra und Melsungen nach Kassel pendeln den neuen Hessen-Thüringen-Express nutzen könnten, wodurch wiederum den zu erwartenden zusätzlichen Fahrgästen aus den dazwischen liegenden Stationen Platz geschaffen würde.

Das Platz-Problem in den cantus-Zügen ist nicht neu, hat sich jedoch in den zurückliegenden Monaten und Jahren verschärft: Als das Verkehrs- und Fahrzeugkonzept vor fast 15 Jahren aufgestellt wurde ahnten vermutlich die Wenigsten, wie positiv sich die Fahrgastzahlen im Nord-Osthessen-Netz entwickeln würden. Zusätzliche Triebwagen könnte man zwar nachbestellen, diese würden jedoch aufgrund sich weiter entwickelter rechtlicher und technischer Grundlagen nicht mit den derzeit eingesetzten Triebwagen kuppeln lassen.

Mit dem neuen Hessen-Thüringen-Express würden sich zudem auch für die gesamte Region Nordhessen neue und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Rehn abschließend: 'Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass ländliche Regionen nur dann eine Chance im Wettbewerb zu Ballungszentren haben wenn die Infrastruktur stimmt. Hierzu gehören nicht nur neue und schnelle Straßen und Internetleitungen, sondern auch moderne und leistungsfähige Verbindungen des öffentlichen Verkehr. Wir sehen daher auch die Länder und den Bund in der Pflicht seinen Absichten zur Stärkung der ländlichen Regionen in diesem Bereich Taten folgen zu lassen.'

Quelle:/Fotos: GDL-Ortsgruppe Bebra