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Datum: 24.05.2019 Uhrzeit: 08:20

VRS: Ausweitung des 15-Minuten-Takts bei der S-Bahn

15-Minuten-Takt im Außenbereich mit infrastrukturellen Anpassungen weitestgehend möglich. Beschlüsse zur prioritären Taktverbesserung auf der S60 und S1 gefasst. Untersuchung der Weiterführung der S-Bahn nach Nürtingen beschlossen.

Das S-Bahn Angebot kontinuierlich verbessern und ausbauen: das ist das erklärte Ziel des Verband Region Stuttgart. Die Ausweitung des 15-Minuten-Takts an Werktagen zwischen 6 und 20 Uhr hat die Regionalversammlung bereits beschlossen. Sie wird sukzessive bis Ende 2020 umgesetzt. Wie sich eine solche Taktverdichtung auch dort umsetzen lässt, wo heute noch kein viertelstündliches Angebot existiert, wurde auf Antrag aller Fraktionen und Gruppierungen in Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersucht. In seiner heutigen Sitzung hat sich der regionale Verkehrsausschuss mit den Ergebnissen befasst. Stefan Tritschler, der die Untersuchung vorstellte, attestierte den Ausschussmitgliedern eine hervorragende Arbeit. Die besten Maßnahmen zur Kapazitätsverbesserung seien schon beschlossen. Hierzu zählen insbesondere die Beschaffung weiterer Züge und die vollständige Langzugbindung in der Hauptverkehrszeit. Zusätzliche Angebotsverbesserungen könne man nur mit teilweise erheblichen Maßnahmen an der Infrastruktur erreichen. In diesem Zusammenhang wurde die Schusterbahn ebenfalls untersucht.

S 60 Böblingen – Renningen

Zur Einführung eines 15-Minuten-Takts auf der S60 Böblingen – Renningen bedarf es einiger infrastruktureller Anpassungen. In Bezug auf die verkehrlichen Wirkungen zeigt sich aber, dass der 15-Minuten-Takt auf der S60 gute Effekte erzielt. Diese sind bei einer Betrachtung von Böblingen nach Renningen doppelt so hoch wie bei einer Betrachtung von Sindelfingen nach Renningen. Täglich könnten durch die Taktverbesserung bis zu 7.800 zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden. Aufgrund dieser vielversprechenden Zahlen soll die Planung weiter vertieft werden. Dabei wird die Wirtschaftlichkeit einer solchen Maßnahme mitbetrachtet. Im Rahmen der Untersuchung wurde auch die Idee entwickelt ein weiteres Gleis über Böblingen hinaus bis nach Hulb oder Ehningen zu bauen.

S1 Plochingen – Kirchheim/Teck

Die Ausweitung des 15-Minuten-Takts nach Kirchheim lässt sich nur mit aufwendigen Infrastrukturmaßnahmen sinnvoll umzusetzen. Andernfalls hätte massive Beeinträchtigungen im Individualverkehr in Wendlingen. Daher empfiehlt das Gutachten die Weiterführung der heute in Plochingen endenden S-Bahn-Linie nach Nürtingen. Dadurch entsteht ein neues S-Bahn-Angebot im Halbstundentakt auf diesem Abschnitt. Unter Berücksichtigung der mit S21 geplanten Regionalverkehre von Nürtingen in Richtung Flughafen ergibt sich durch einen kurzen Umstieg in Nürtingen ein Ringschluss ins Neckartal. Auch für Oberboihingen ergibt sich durch einen S-Bahn-Halt nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 eine deutliche Verbesserung der Anbindung an den öffentlichen Schienenpersonennahverkehr. Parallel dazu wird erwogen den Fahrplan der Expressbuslinie Kirchheim/T – Flughafen (X10) so anzupassen, dass dieser quasi ein viertelstündliches Angebot zwischen Wendlingen und Kirchheim/T sicherstellt. So könnte auch in diesem Abschnitt ein attraktives viertelstündliches Angebot entstehen, weshalb der Verkehrsausschuss diese Planung konkretisieren möchte.

S4 Marbach – Backnang

Die Ausweitung des 15-Minuten-Takts von Marbach nach Backnang ist aufgrund der anspruchsvollen Topografie und der langen nur eingleisigen Strecke sehr aufwendig. Das Gutachten hat drei unterschiedliche Varianten untersucht, die alle Infrastrukturinvestitionen im dreistelligen Millionenbereich erfordern. Es werden zwar teilweise interessante verkehrliche Wirkungen erzielt, diese stehen aber in keinem Verhältnis zu den erforderlichen Investitionen.

Schusterbahn

Bei der Ausweitung des Angebots auf der Schusterbahn wurden zwölf Varianten betrachtet. Unter anderem die Ausweitung des Angebots auf den ganzen Tag, die Ausdehnung des halbstündlichen Angebots nach Inbetriebnahme von Suttgart 21 in Richtung Esslingen und Plochingen sowie eine mögliche Ausweitung in Richtung Bietigheim. Insgesamt werden erhebliche Infrastrukturaufwendungen, insbesondere für die Weiterführung in Richtung Ludwigsburg erforderlich. Die besten verkehrlichen Wirkungen werden allerdings nicht auf der Schusterbahn selbst erzielt, sondern auf dem Abschnitt der S1 zwischen Plochingen und Untertürkheim. Die Schusterbahn profitiert vor allem auch durch Umverteilungseffekten der Fahrgäste.

S2 Vaihingen und Flughafen

In einer früheren Untersuchung wurde die Einführung des 15-Minuten-Takts der S2 zwischen Vaihingen und Flughafen mit möglicher Weiterführung nach Filderstadt/Neuhausen betrachtet. Erste Abstimmungen hierzu laufen. Im Rahmen des Planänderungsverfahrens für die S-Bahn Verlängerung nach Neuhausen werden diese Mehrverkehre bereits vorausschauend mitbetrachtet.

Stimmen aus dem Verkehrsausschuss

Rainer Ganske (CDU) betonte, dass es angesichts des langen Planungs- und Realisierungszeitraums richtig sei, frühzeitig Beschlüsse zu fassen. Dies habe die Regionalversammlung in der Vergangenheit immer gemacht und wolle es weiterhin tun. Für die CDU sei die Umsetzung aller vorgestellten Maßnahmen sinnhaft, auch ein 30-Minuten-Takt der Schusterbahn. Deren Bewertung sei zwar ernüchternd, bringe aber Verlagerungen der Fahrgäste von anderen Linien, die in der Hauptverkehrszeit bereits stark ausgelastet seien. Daher forderte er hier von den Mitgliedern des Verkehrsausschusses „eine mutige Entscheidung“. Die Ausweitung des 15-Minuten-Takts der S4 Marbach-Backnang könne man aufgrund der Kosten aktuell nicht weiterverfolgen. Für ihn sei das Thema aber „nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“.

Für Eva Mannhardt (Grüne) handelte es sich bei dem Tagesordnungspunkt um die Themen, die die Region nachhaltig beschäftigen würden: dem Ausbau der S-Bahn und die Schaffung weiterer Kapazitäten. Sie erachtete es als sinnvoll, zuerst die niedrig hängenden Früchte zu ernten und die einfachen und günstigen Maßnahmen umzusetzen. Unter dem Aspekt der Kapazitätsausweitung dürfe man keine Maßnahme außer Acht lassen, weshalb sie eine Weiterplanung der Schusterbahn befürwortete.

Harald Raß (SPD) sah die Ausweitung des 15-Minuten-Takts als logische Folge bereits gefasster Beschlüsse. „Ohne die bereits beschlossene Beschaffung weiterer Fahrzeuge braucht man sich über Taktverbesserungen nicht unterhalten“. Die Weiterführung der S-Bahn nach Nürtingen sei für ihn nicht zwingend nötig, da Nürtingen schon jetzt nicht schlecht angeschlossen sei.

Für Bernhard Maier (Freie Wähler) ist die vorgestellte Untersuchung eine naheliegende Vertiefung bereits beschlossener Maßnahmen. Aber nur die Maßnahme auf der S60 und die Verlängerung der S-Bahn nach Nürtingen seien seiner Meinung nach gesetzt. „Alles andere ist bis 2025 nicht in Sichtweite“.

Wolfgang Hoepfner (Die Linke) erachtete es als sinnvoll, die Überlegungen zur Schusterbahn weiterzuverfolgen. Auch wenn man keinen direkten Fahrgastzuwachs erreiche, könnte man durch Fahrgastverlagerungen einen indirekten Zuwachs auf anderen Linien erreichen.

Armin Serwani (FDP) wollte am liebsten einen 15-Minuten-Takt auf allen Linien. Er sehe aber ein, dass sich dies aufgrund der teilweise sehr hohen Investitionen nicht umsetzen lasse.

Der Verkehrsausschuss hat ergänzend zur Weiterverfolgung der Planungen auf der S60 und S1 eine vertiefende Bewertung der Kapazitätsausweitung auf der Schusterbahn beschlossen. Zudem wurde auf Antrag der CDU entschieden, die Weiterführung der S60 bis nach Ehningen weiter zu planen.

Erneuter Fahrgastrekord bei der S-Bahn

Fahrgastzahlen in den letzten 10 Jahren um 30 Prozent gestiegen. Untersuchung zur besseren Verteilung der Pendlerströme geplant.

Über 131 Millionen Reisende in der Region Stuttgart haben letztes Jahr die S-Bahn genutzt und somit erneut einen Rekord aufgestellt. Das ist die Kernbotschaft des Berichts zur Fahrgastentwicklung und Kapazität, der in der heutigen Sitzung des regionalen Verkehrsausschusses präsentiert wurde.

Die hohe Nachfrage wirkt sich auch auf die Kapazitäten der S-Bahn aus. Bei werktäglich rund 840 Zugfahrten sind vor allem im nachfragestärksten Zeitraum zwischen 7 und 8 Uhr alle Züge auf den Strecken nach Stuttgart sehr gut besetzt. Zwischen 8 und 9 Uhr müssen nur wenige Fahrgäste stehen, obwohl auch hier die Nachfrage deutlich gestiegen ist. Um dem wachsenden Verkehrsbedürfnis gerecht zu werden, sind Kapazitätserweiterungen und eine bessere Verteilung der Pendlerströme geplant. Bei letzterem soll eine Studie helfen, die ermittelt welche Potenziale bestehen und welche konkreten Maßnahmen die Pendlerströme entzerren. Die Steigerung der Kapazitäten ist u.a. durch den Einsatz zusätzlicher S-Bahn-Fahrzeuge bei den bestehenden Verkehrsleistungen möglich. Im Zuge des Redesigns der S-Bahn werden auch die künftige Sitzplatzgestaltung und die Aufteilung in die erste und zweite Klasse thematisiert.

Die Regionalversammlung hat die hierfür erforderlichen Beschlüsse bereits gefasst und die Beschaffung von 58 weiteren S-Bahn-Fahrzeugen beschlossen. Dadurch kann – abhängig von den infrastrukturellen Voraussetzungen – u.a. eine vollständige Langzugbildung für alle Fahrten während der Hauptverkehrszeit ermöglicht werden.


Quelle:/Fotos: Verband Region Stuttgart