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Datum: 09.08.2019 Uhrzeit: 09:09

Erste Giruno-Zugstaufe im Tessin


Giruno „RABe 501“ auf ersten Versuchsfahrten zwischen Sulgen und Romanshorn, Neigezug, Rollmaterial, Zug: Bild. D. Häusermann / SBB CFF FFS

Am 8. August 2019 am Nachmittag wurde der erste Giruno-Zug im Bahnhof Bellinzona offiziell auf den Namen «San Gottardo» getauft. In Anwesenheit der SBB Spitze, der politischen Behörden der Stadt Bellinzona sowie der Kantone Tessin, Uri und Graubünden wurde der neue Triebzug geehrt. Ab Dezember 2019 erfolgt die schrittweise Einführung der neuen Flotte auf der Nord-Süd-Achse. Neben Komfort und technischen Innovationen steht der Zug auch für die Mobilität der Zukunft. Die aktuelle Debatte um den Klimawandel hat die Nachfrage im internationalen Schienenverkehr stark ansteigen lassen.

Die SBB taufte heute im Bahnhof Bellinzona den ersten Zug ihrer Giruno-Flotte. Giruno ist eine aus dem Rätoromanischen abgeleitete Bezeichnung für Mäusebussard. Die SBB Spitze mit CEO Andreas Meyer sowie Vertreter der städtischen und kantonalen Behörden feierten das Ereignis. Die Taufpaten Christian Vitta, Regierungsratspräsident des Kantons Tessin, Urban Camenzind, Regierungsrat und Landesstatthalter des Kantons Uri, sowie Mario Cavigelli, Regierungsrat des Kantons Graubünden, hielten Ansprachen. Neuer Zug mit grossem Potenzial.

Die neue Giruno-Flotte stammt vom Schweizer Hersteller Stadler Rail und besteht aus 29 Fahrzeugen, die auf der Nord-Süd-Achse von Basel/Zürich ins Tessin fahren und ab Frühjahr 2020 dann weiter bis Mailand. Die Einführung erfolgt von Dezember 2019 bis zur Eröffnung des Ceneri-Basistunnels Ende 2020. Der Giruno bietet den Passagieren in Doppeltraktion insgesamt 810 Sitzplätze. Ausserdem verfügt er über Steckdosen an allen Sitzplätzen, geschlechtergetrennte Toiletten, Multifunktions- und Veloabteile, grosse Gepäckablagen und ein modernes Beleuchtungskonzept mit energiesparenden LED-Lampen. Der gesamte Innenraum ist grosszügig und hell gestaltet. Der Niederflureinstieg für die unterschiedlichen Perronhöhen in der Schweiz, Österreich und Italien (je 55 Zentimeter) sowie Deutschland (76 Zentimeter) ist eine Premiere. Der Giruno übertrifft die Vorgaben des Behindertengesetzes (BehiG); so verfügt er etwa über doppelt so viele rollstuhlgängige Plätze und Toiletten wie vorgegeben.

Der Giruno steht aber nicht nur für Komfort, sondern auch für die Mobilität der Zukunft. Infolge der aktuellen Debatte um den Klimawandel stieg die Nachfrage im internationalen Schienenverkehr im ersten Halbjahr 2019 stark an. Die SBB will diese Gelegenheit nutzen.

Chance Ceneri 2020 für den Personenverkehr.
Anlässlich der Giruno-Zugstaufe ist aber auch die bevorstehende Eröffnung des Ceneri-Basistunnels im Dezember 2020 zu erwähnen. Sie vollendet die neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) und schafft eine durchgehende Flachbahn durch die Alpen. Dank des Gotthard- und des Ceneri-Basistunnels wird der Personen- und der Güterverkehr von Deutschland durch die Schweiz nach Italien flüssiger und schneller. Am 5. Juni 2019 unterzeichneten die SBB, die Deutsche Bahn und die Ferrovie dello Stato Italiane (italienische Staatsbahnen) die Absichtserklärung «Chance Ceneri 2020». Damit wollen die drei europäischen Partner die Kooperation für eine internationale Strategie verstärken sowie als gemeinsames Ziel die Zahl und Geschwindigkeit der Personen- und Güterverkehrsverbindungen erhöhen und die Pünktlichkeit verbessern. Toni Häne, Leiter SBB Personenverkehr, zeigt sich zuversichtlich für das Angebot 2021: «Im internationalen Personenverkehr wollen wir eine schnelle Verbindung von Zürich nach Mailand mit einer Reisezeit von rund drei Stunden anbieten. Ausserdem erweitern wir das Angebot von acht auf zehn Doppelkompositionen pro Tag und bieten neue Verbindungen nach Genua und Bologna. Gerne bestätigen wir auch die zukünftige Direktverbindung nach Venedig.» Die erneuerte Kooperation soll auch den Online-Vertrieb von internationalen Billetten vereinfachen und vereinheitlichen. So werden die Kundinnen und Kunden alle verfügbaren Sparpreise sehen und direkt buchen können.

Insgesamt wird der Tunnel die Fahrzeit um 15 Minuten verkürzen und die Anzahl Reisezüge von 50 auf 60 pro Tag steigen lassen. Der Giruno ist also eine grosse Chance. So unterstrich SBB CEO Andreas Meyer in seiner Ansprache auch: «Der Giruno ist ein Schweizer Zug, der durch zwei Schweizer Tunnel fährt, darunter durch den mit 57 Kilometern längsten Eisenbahntunnel der Welt. Der Giruno ist also nicht einfach nur ein Zug, sondern er verbindet die Länder und damit die Menschen Europas.» Im nationalen Verkehr verkürzt die Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels die Fahrzeiten zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin weiter. Ausserdem wird die Direktverbindung von der Deutschschweiz nach Locarno wieder eingeführt. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung des neuen Tunnels für den Kanton Tessin, wo er die regionale Mobilität revolutioniert: Zwischen Lugano und Bellinzona sowie Locarno und Lugano halbieren sich die Reisezeiten (15 statt 30 Minuten bzw. 30 statt 60 Minuten) und bei der Verbindung Locarno–Lugano fällt das Umsteigen in Giubiasco weg.

Die weiteren Giruno-Züge.
Die SBB bietet jedem Kanton an, einen der neuen Züge nach sich zu benennen. Dabei werden die historischen Kantonswappen der Lokomotiven Ae 6/6 wiederverwendet. Sowohl die Ae 6/6 als auch der Giruno sind Beispiele für die Schweizer Zug- und Lokomotiv-Baukunst. Lokomotiven mit Kantons- und Gemeindewappen zu schmücken, ist auf einen Brauch aus England zurückzuführen. Damals taufte jeder Kanton in einer feierlichen Zeremonie «seine» Ae 6/6. Drei der 29 Giruno-Züge werden auf die Namen «San Gottardo», «Sempione» und «Monte Ceneri» getauft, die restlichen 26 Züge werden nach den Schweizer Kantonen benannt. In den nächsten Monaten sind weitere Giruno-Zugstaufen geplant. Am 31. August folgt der Giruno «Uri», am 26. September dann «Thurgau» und am 23. November «Zürich». Im Dezember findet die Taufe des Giruno «Monte Ceneri» wieder im Tessin statt.


Quelle:/Fotos: SBB