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Datum: 02.11.2020 Uhrzeit: 11:45

Modernisierung der tschechischen Westbahn


Auf der tschechischen Westbahn, oder auch auf dem dritten tschechischen National-Eisenbahnkorridor von Praha nach Plzen und Cheb laufen aktuell Bauarbeiten auf dem letzten Streckenabschnitt im Berounka-Tal zwischen Praha und Beroun. Die Baurbeiten sind in mehreren Etappen bis 2026 geplant.

Die 39 Kilometer lange Strecke zwischen Praha-Smíchov und der Bezirksstadt Beroun ist zweigleisig, elektrizifiert (3 kV DC) und mit alten elektromechanischen Stellwerken an den Bahnhöfen ausgestattet. Die Strecke führt durchs Berounka-Tal - ein stark besiedeltes Gebiet mit großer touristische Bedeutung (beliebte Wander- und Radwege so wie Sehenswürdigkeiten wie Burg Karlstejn). Die Strecke ist z.Z. mit über 200 Zügen pro Tag und mit einem 10-Minuten-Spitzentakt für die S-Bahn auf einigen Abschnitten schon jetzt überlastet. Das Modernisierung der Strecke deshalb kompliziert.

Auf der ersten Etappe laufen derzeit Bauarbeiten seit 2019 und bis 2022. Modernisiert wird die 9 Kilometer lange Strecke in Prag von Praha-Smíchov (exklusiv) bis Praha-Radotín (inklusiv) von der Gesellschaft „Cernosice“, eine Gruppe von EUROVIA CS, STRABAG Rail, GJW Praha und EZ Praha. Dieser Teil einschließlich eines kurzen viergleisigen Abschnitts von Velká Chuchle nach Radotín, wurde bislang als zwei parallelen Strecke geführt. Nach den Baurbeiten wird dieser Teil mit einem Abzweig dann wie eine klassische viergleisige Strecke betreeben. Ein neuer Abzweig „Berounka“ wird auch im Dorf Mokropsy an der Haltestelle Cernošice-Mokropsy in einer weiteren Bauetappe (2024-2026) etabliert.

Vom Abzweig Berounka bis zum Bahnhof Karlstejn gibt es eine weitere ca. 15 Kilometer lange Bauetappe (2023-2026). Dort werden vier Bahnhöfe und eine Haltestelle modernisiert. Die Bahnhöfe Dobrichovice und Revnice bekommen neu konzipierte Wendegleise für die S-Bahn, so dass der 10-Min-Takt in Zukunft bis Dobrichovice führen kann. Ein großes Bauwerk in dieser Etappe wird der Ersatz der 168 Meter langen Berounka-Brücke aus dem Jahr 1911 durch eine neue Konstruktion. In einer weiteren Bauetappe wird 2022-2024 der Abschnitt Karlstejn – Beroun modernisiert.

Die modernisierte Strecke Praha – Beroun wird an allen Bahnhöfen und Haltestellen mit 200 Meter langen Bahnsteigen mit 550 mm Höhe ausgestattet. Auf der Strecke werden ESTW angelegt, die von der Zentrale (CDP) in Prag gesteuert werden. Die Oberleitung wird für einen Wechsel auf 25 kV 50 Hz AC vorbereitet und die höchste Geschwindigkeit von 100 km/h auf 140 km/h erhöht.

Wegen der Überlastung der Strecke und den Plänen eines verkürzten S-Bahn-Takts, hobt es schon jetzt Pläne zwischen Praha und Beroun eine parallele NBS zu bauen. Die ca. 26,3 Kilometer lange Strecke soll 2028-2035 gebaut werden. Aufgrund der starken Besiedlung und NSG im Berounka-Tal wird die Strecke mit einem 24,7 Kilometer langen Tunnel geplant, der mit zwei Tunnelröhre in TBM-Methode gebaut werden soll. Der Tunnel wird in Prag in den Bahnhof Praha-Smíchov führen und kurz vor dem Ende ist eine Abzweigung für den Güterverkehr in Richtung Paha-Krc konzipiert. Die NBS ist für 200 km/h projektiert und die Reisezeit Praha-Smíchov – Beroun soll künftig dann 12 Minuten betragen. Heute fährt ein Schnellzug 32 Minuten. Die Reisezeit von Praha-Smíchov bis nach Plzen wird sich von derzeit 1 St. 8 Minuten auf dann 44 Minuten verkürzen.

Sprava zeleznic (Tschechischer Netzbetreiber) plant auch weitere Modernisierung der alten klassische Böhmischen Westbahn Praha – Fuhrt im Wald von Plzen bis zur Staatsgrenze. Von Plzen bis Staatsgrenze sind für Jahre 2022 bis 2029 drei Bauetappen (Plzen – Stod, Stod – Domazlice, Domazlice – Grenze CZ/D) vorgesehen. Zwischen Plzen und Domazlice wird eine NBS (zweigleisig, elektrifiziert 25 kV 50 Hz AC) bis 200 km/h projektiert, die Strecke von Domazlice bis nach Grenze wird modernisiert und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 115 km/h adaptiert.

Auf die Bahn von Praha nach Plzen und Cheb fahren Express-Züge nach München und Cheb. In der Geschichte war diese Strecke die wichtigste Strecke von Tschechien (Tschechoslowakei) in den Westen mit Zielbahnhöfen z.B. in Zürich, Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt oder Paris.

Die Fotos von Baurbeiten wurden zwischen Bahnhof Praha-Smíchov und Abzweig Barrandov in August und Oktober gemacht.






Quelle:/Fotos: Petr Stahlavsky