elektrolok xyania
Anzeige

Datum: 26.01.2021 Uhrzeit: 09:29

iLINT-Wasserstoffzug-Projekt erhält Europäischen Eisenbahnpreis 2021


(Bild Alstom)

Der Europäische Eisenbahnpreis 2021 wurde am 25. Januar 2021 an das iLINT-Projekt verliehen - den ersten kommerziellen Betrieb von brennstoffzellenbetriebenen Personenzügen - für die Bereitstellung einer praktikablen emissionsfreien Alternative zu Diesel auf nicht elektrifizierten Netzen. Der Preis wurde virtuell während einer Online-Ausgabe der jährlichen Zeremonie verliehen, die den Auftakt zum Europäischen Jahr der Schiene bildet.

Begrüßt von Alberto Mazzola, Exekutivdirektor der CER, und Philippe Citroën, Generaldirektor der UNIFE, nahmen Hunderte von Teilnehmern aus ganz Europa an dem Programm teil, bei dem neben dem offiziellen Award der Jury auch ein herausragender politischer Beitrag und eine Bürgerinitiative ausgezeichnet wurden.

Die Auszeichnung für den 'herausragenden politischen Beitrag' ging an den Präsidenten des Europäischen Parlaments, David Sassoli, für seine führende Rolle beim 4. Eisenbahnpaket, das zur Beseitigung der verbleibenden rechtlichen, institutionellen und technischen Hindernisse bei der Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums beiträgt. In seiner Rede, die live aus dem Europäischen Parlament übertragen wurde, sagte Präsident Sassoli: 'Europa steht vor einer noch nie dagewesenen Klimakrise. Wir alle müssen mehr tun, um eine nachhaltigere Gesellschaft aufzubauen. Und einer der Wege zur Lösung dieser komplexen Gleichung ist die Entwicklung und Konsolidierung eines nachhaltigen, intelligenten und sicheren Verkehrsmittels: die Eisenbahn.'

Bei der Vorstellung dieser Sonderausgabe des 'Jahres der Eisenbahn' betonte die für Verkehr zuständige EU-Kommissarin Adina V?lean: 'Es besteht kein Zweifel daran, dass die Eisenbahn eine zentrale Rolle bei der Gestaltung einer Zukunft für ein intelligentes, nachhaltiges, sicheres und widerstandsfähiges Verkehrssystem spielen wird. Mit dem Europäischen Jahr der Schiene wollen wir die vielen Vorteile des Schienenverkehrs beleuchten und die notwendigen Reformen und Investitionen vorantreiben, damit die Schiene die erste Wahl für unsere europäischen Bürger und Unternehmen ist.'

Kommissar V?lean nahm an einem Rundtischgespräch zum Thema 'Die Widerstandsfähigkeit der Schiene' mit Vertretern des Europäischen Parlaments und des Eisenbahnsektors teil. Die Abgeordnete des Europäischen Parlaments Anna Deparnay-Grunenberg sagte: 'Das Jahr der Schiene ist eine fantastische Chance, die Schiene als grünes und innovatives Rückgrat unseres Verkehrssystems in Europa zu fördern. Um greifbare Verbesserungen für die Fahrgäste und das gute Reisen mit der Bahn zu erreichen, wollen wir Investitionen in eine moderne und digitalisierte Bahninfrastruktur fördern, den Datenaustausch und das Ticketing verbessern, ein echtes Nachtzugnetz in Europa schaffen und gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern sicherstellen. Der neue Konnektivitätsindex für den Schienenverkehr wird uns helfen, Lücken in unserem europäischen Schienennetz zu identifizieren und neue Investitionen dorthin zu lenken, wo sie am dringendsten benötigt werden. Die nationalen Sanierungs- und Resilienzpläne im Rahmen von NextGenerationEU werden eine wichtige Rolle bei der Umsetzung dieser Investitionen spielen.'

Der CER-Vorsitzende und CEO der ÖBB Andreas Matthä nutzte die Gelegenheit, um zu betonen: 'Die Stärke des Bahnsektors, die während der COVID-Krise im vergangenen Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Durch dramatisch gesunkene Fahrgastzahlen und ein verändertes Frachtaufkommen stehen viele Unternehmen nun aber vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Jetzt ist es an der Zeit, auf nationaler und europäischer Ebene die Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb zwischen allen Verkehrsträgern zu schaffen. Unter verbesserten Bedingungen kann der Bahnsektor seine Rolle als Rückgrat für den europäischen Green Deal erfolgreich ausfüllen.'

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Bekanntgabe des Europäischen Eisenbahnpreises 2021, den die Jury an das Projekt iLINT vergeben hat. Der Coradia iLINT ist das Ergebnis einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Alstom und der Niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) und ist der weltweit erste Personenzug für den Fernverkehr, der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben wird. Das Projekt beweist, dass alternative Technologien die gleiche Leistung erbringen können, ohne Treibhausgase zu erzeugen, und beweist, dass ein komplett emissionsfreies Bahnsystem möglich ist, so dass die Schiene der umweltfreundlichste Landverkehrsträger bleibt.

Carmen Schwabl, Geschäftsführerin der LNVG, bedankte sich bei ihr und dem LNVG-Team für die Auszeichnung mit den Worten: 'Es ist nicht typisch, dass ein Verkehrsunternehmen eine technologische Entwicklung in diesem Umfang initiiert und begleitet. Innovation ist jedoch ein Bruch mit dem Typischen, um etwas Bahnbrechendes zu schaffen. Mit unseren Partnern haben wir in der Testphase eine echte Weltpremiere im Fahrgastbetrieb erreicht - hier in Niedersachsen.'

Das Projekt zielte speziell auf Netze mit geringer Dichte ab, in denen bisher aufgrund der hohen Bereitstellungs- und Wartungskosten der traditionellen Elektrifizierung der Diesel als einzige Antriebstechnologie für den Schienenverkehr zur Verfügung stand. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt wird die LNVG nun ab 2022 ihre Dieselflotte durch eine komplett aus Brennstoffzellenzügen bestehende Flotte ersetzen. Darüber hinaus folgen andere Betreiber und Netze auf der ganzen Welt mit neuem Vertrauen in die Brennstoffzellentechnologie ihrem Beispiel. Damit hat das Projekt einen Durchbruch auf dem Weg zu einem vollständig dekarbonisierten Schienenverkehr erzielt.

Die Auszeichnung war mit einer Spende in Höhe von 10.000 € für eine Wohltätigkeitsorganisation nach Wahl des Preisträgers verbunden. Die LNVG entschied sich, das Preisgeld an die Kinderhilfsorganisationen SOS-Kinderdorf e.V. und SOS-Mütterzentrum Salzgitter zu geben.

Der UNIFE-Vorsitzende und CEO von Alstom Transport, Henri Poupart-Lafarge, kommentierte: 'Herzlichen Glückwunsch an die LNVG für diese wohlverdiente Auszeichnung. Dieses bahnbrechende Projekt hat dank der Weitsicht und des Engagements des Landes Niedersachsen und der LNVG zusammen mit dem Betreiber EVB den weltweit ersten Brennstoffzellen-Personenzug in den kommerziellen Betrieb gebracht. Dies hat sowohl das Innovationspotenzial der europäischen Bahnindustrie demonstriert als auch gezeigt, dass der Ersatz von Dieselmotoren durch emissionsfreie Lösungen möglich ist, was zur Dekarbonisierung des Schienenverkehrs und zu den europäischen Klimaneutralitätszielen beiträgt.'

In einem Jahr, in dem es darum ging, die Bahn den Bürgern näher zu bringen, wurden die Autoren und Aktivisten Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer für ihre 'herausragende Bürgerinitiative' ausgezeichnet: die FreeInterrail-Bewegung. Ihre Bemühungen, die in dem erfolgreichen DIscoverEU-Programm gipfelten, bei dem junge Menschen Europa mit dem Zug entdecken können, haben das Bahnfahren wieder zu einem Traum für junge Menschen gemacht und der nächsten Generation eine neue Faszination für Europa eingeflößt: 'Wir fühlen uns geehrt und sind dankbar. Die besondere Anerkennung für #FreeInterrail beweist, dass das Engagement der Bürger und Fahrgäste zählt. Ideen bringen Europa voran und helfen, unseren Kontinent nachhaltiger, inklusiver und vernetzter zu machen. Wir glauben an die Kraft des Bahnfahrens. Züge verbinden Menschen, Ideen und Potenziale. Sie helfen unserem Kontinent, sich zu vereinen und voranzukommen - gemeinsam.'

Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft hielt die diesjährige Abschlussrede, die der Minister für Infrastruktur und Wohnungsbau Pedro Nuno Santos per Videobotschaft übermittelte: 'Nachdem ich nun fast zwei Jahre in diesem Amt als Minister für Infrastruktur und Wohnungsbau tätig bin, verstehe ich, warum Züge und Eisenbahnen bei so vielen Menschen eine solche Leidenschaft und Begeisterung auslösen. Die unübertroffene Fähigkeit der Eisenbahn, große Mengen an Menschen und Gütern bequem, zuverlässig, schnell und effizient zu transportieren, ist für den Kampf gegen den Klimawandel und für die Stärkung unserer Gemeinschaften unerlässlich. Ich schätze mich glücklich, die EU-Ratspräsidentschaft während der ersten Hälfte des Europäischen Jahres der Eisenbahn zu haben. Es ist eine Gelegenheit, das Ansehen des Eisenbahnsektors auf dem gesamten Kontinent zu fördern, und ich werde versuchen, diese Gelegenheit nicht zu verpassen.'

Der Europäische Eisenbahnpreis wurde erstmals 2007 verliehen und würdigt herausragende Beiträge zum Eisenbahnsektor. Die Zeremonie für den Award 2021 war die erste Online-Ausgabe überhaupt und zog mehr als 600 Gäste aus ganz Europa an, darunter Politiker und Interessenvertreter des Verkehrssektors.


Quelle:/Fotos: UNIFE