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Datum: 01.12.2021 Uhrzeit: 09:25

Abellio beendet zum 31. Januar 2022 seine verkehrsvertraglichen Pflichten in Nordrhein-Westfalen


ET 25 2302 + ET 25 2214 Abellio am 20.5.2021 in Düsseldorf Wehrhahn. (Markus Tigges)

Die Geschäftsführung von Abellio in Nordrhein-Westfalen hat im Rahmen einer Betriebsversammlung in der Werkstatt Hagen erläutert, dass Abellio NRW seinen Betrieb zum 31. Januar 2022 einstellen und die Verkehre an neue Betreiber übergeben wird. Betroffen davon sind die von Abellio NRW betriebenen Linien von S-Bahn Rhein-Ruhr, Rhein-Ruhr-Express, Niederrhein-Netz, Ruhr-Sieg-Netz und S7/Der Müngstener.

Eine mit den Aufgabenträgern geschlossene Fortführungsvereinbarung sichert den Fahrgastbetrieb nur noch bis 31. Januar 2022. Abellio NRW hatte mehrfach gegenüber den Aufgabenträgern VRR, NVR und NWL unterstrichen, dass das Unternehmen langfristig Verantwortung für Fahrgäste und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen will. Ein Langfrist-Angebot hatten die Gremien der Aufgabenträger am 22. November abgelehnt.

Die Aufgabenträger haben parallel zu den Verhandlungen Notvergaben für die fünf von Abellio in NRW befahrenen Netze ab 1. Februar 2022 eingeleitet. Für die Übernahme von Leistungen im Rahmen einer Notvergabe wurde Abellio seitens der Aufgabenträger nicht eingeladen. Dies bedeutet das Aus des Unternehmens Abellio Rail GmbH mit Sitz in Hagen. Die anderen Abellio-Unternehmen sind davon nicht betroffen und fahren weiter.

Ziel ist es jetzt, die mehr als 1.000 Arbeitsplätze der Abellio-MitarbeiterInnen nachhaltig zu sichern und eine geordnete Übergabe an neue Betreiber auf den Weg zu bringen. Abellio wird dazu im Interesse der Fahrgäste und der Beschäftigten die erforderlichen Vorkehrungen treffen.

Hintergrund:

Abellio hatte im Rahmen der Verhandlungen mit den Aufgabenträgern Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) ein mehrfach verbessertes Angebot zur Fortführung der Verkehre vorgelegt. Das Angebot war dabei von den Prämissen geprägt, den Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen im Interesse der Fahrgäste unvermindert fortführen zu können und die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu sichern.

Ein erstes Angebot fand bereits die Zustimmung von NWL und NVR. Die Gremien des VRR haben das nochmals erhöhte Gesamtpaket abgelehnt – wohlwissend, dass alle Alternativen teurer werden und vor allem mit massiven Auswirkungen auf den Fahrgastbetrieb verbunden sein könnten.

Das Angebot sah vor, das Ruhr-Sieg-Netz, das Niederrhein-Netz und die Linie S7/Der Müngstener jeweils bis zum Ende der Vertragslaufzeit im Jahr 2034 (Ruhr-Sieg-Netz) bzw. 2028 (Niederrhein-Netz und S7) weiter zu betreiben. Die Linien RE 1 und RE 11 des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) sowie die Linien der S-Bahn Rhein-Ruhr sollten entsprechend der bisher geführten Gespräche für weitere zwei Jahre durch die Abellio Rail GmbH mit Sitz in Hagen befahren und zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 an einen neuen Dienstleister übergeben werden. Dazu war Abellio gewillt, umfangreiche Kompensation durch Verlustübernahmen und Barauszahlungen in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags zu leisten.

Abellio in Nordrhein-Westfalen befindet sich derzeit noch – wie alle Gesellschaften von Abellio Deutschland – in einem Schutzschirmverfahren; seit 1. Oktober in einem Hauptverfahren in Eigenverwaltung. Das Schutzschirmverfahren in NRW wurde notwendig, nachdem in anderthalbjährigen Verhandlungen mit den Aufgabenträgern Anpassungen der Verkehrsverträge vor dem Hintergrund massiver, extern verursachter Kostensteigerungen nicht erreicht werden konnten. Zu den strukturellen Kostenproblemen im SPNV gehören vorrangig hohe Personalkosten und Baustellenfolgekosten, die nicht ausreichend von den Verkehrsverträgen gedeckt sind. Insbesondere in den Netzen S-Bahn Rhein-Ruhr (Vertragsabschluss 2016) und Rhein-Ruhr-Express (Vertragsabschluss 2015) sind diese Kostenexplosionen gravierend.

Ein Blick auf die weiteren operativen Gesellschaften in den Regionen, in denen Abellio tätig ist, zeigt, dass tragfähige Lösungen möglich sind. So konnte mit den Aufgabenträgern in Mitteldeutschland bereits im September 2021 eine Langfristperspektive bis 2030 vereinbart werden. Auch die Verkehre der WestfalenBahn wurden bis 2030 im Abellio-Konzern gesichert. Ein Verbleib der Dienstleistungs-Tochter PTS GmbH im Konzern ist ebenfalls bereits gewährleistet. Der Abschluss einer Vereinbarung in Baden-Württemberg war in der vergangenen Woche mit der Übergabe an die SWEG realisiert worden.


Quelle:/Fotos: Abellio